Angebot der Jugend- und Familienberatungsstellen des Rheingau-Taunus-Kreises: Auch Online Beratung ist möglich
Die Corona-Pandemie kann Ängste und das Gefühl von Überforderung durch die soziale Isolation, die Fülle von bedrohlichen Nachrichten, die Sorge um Angehörige und die wirtschaftliche Existenz auslösen oder verstärken. „Menschen haben ein Grundbedürfnis nach Sicherheit, Kontrolle, Orientierung, Versorgung, Bindung und Zugehörigkeit“, berichtet die Jugendhilfe-Dezernentin Monika Merkert und weist auf erste Erfahrungen aus den vergangenen Monaten hin. So berichten in den Jugend- und Familienberatungsstellen des Kreises ratsuchenden Familien von den ganz persönlichen Auswirkungen der Pandemie auf ihre Situation. „Es wird deutlich, dass diese Krise ganz unterschiedliche Effekte hat“, so Merkert. Einige Eltern genießen es, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen, es sind neue Ideen entstanden, wie diese gemeinsame Zeit gestaltet werden kann. Andererseits wirkt die Krise wie ein „Brandbeschleuniger bei vorhandenen Konflikten“: Probleme in der Kommunikation mit dem Partner und den Kindern werden verschärft.
Die Krise betrifft uns alle, aber die Reaktionen darauf sind unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig, die nur bedingt beeinflusst werden können: von der sozialen Einbindung und Unterstützung durch Freunde und Familie, den Wohnverhältnissen, den finanziellen, technischen und zeitlichen Ressourcen sowie den gesundheitlichen Aspekten, der psychischen Belastbarkeit und der Kommunikation in der Familie. Aber eins ist sicher: Jeder Mensch benötigt ein Mindestmaß an Ordnung und Struktur und es ist nicht leicht, damit klarzukommen, dass in der aktuellen Situation viele haltgebende Abläufe und Perspektiven wegfallen.
Die Jugendhilfe-Dezernentin: „Vor allem Jugendliche und junge Volljährige leiden unter den Kontaktsperren und wichtige Entwicklungsschritte in Bezug auf Ausbildung und Beruf, Partnerschaft, Ablösung und Neuorientierung werden verzögert oder finden nicht statt. Kinder und Jugendliche haben viel weniger reale Begegnungen im sozialen Raum von Kindergarten, Schule und Vereinen.“ So nimmt die Nutzung der digitalen Medien wie Smartphones etc. in den Familien zu, was einerseits wichtig für das Aufrechterhalten von Kontakten ist, andererseits zu einem riskanten Konsummuster führen kann.
Von daher sind die Angebote der Jugend- und Familienberatungsstellen in Idstein und Rüdesheim gerade jetzt wichtig: ratsuchende Familien können durch die Beratung in einem geschützten Rahmen durch einen wertschätzenden und sichernden Kontakt in ihrer Selbstwirksamkeit und Resilienz gestärkt werden. Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Volljährige werden darin unterstützt, die Krise besser zu bewältigen, Lösungen für die persönlichen Probleme und den Umgang mit Konflikten zu finden und neue Ressourcen zu entdecken, um zu mehr Gelassenheit und Zuversicht zu gelangen.
Die Fachdienstleiterin der beiden Jugend- und Familienberatungsstellen Martina Kreikebaum schildert das Vorgehen: „Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Wie sieht so eine Beratung denn aus? Was passiert da, wie kann das helfen? Zunächst hören wir Ihnen aufmerksam zu und versuchen, uns in Ihre Situation einzufühlen, Sie zu verstehen. Dann ist es unsere Aufgabe, gute Fragen zu stellen. Zum Beispiel fragen wir danach, was bisher gut und was schlecht gelaufen ist, welche Wünsche und Bedürfnisse Sie haben, was Sie gerne ändern oder ausprobieren möchten. Wir geben Hinweise oder Ideen zum Thema Alltagsorganisation, Tagesstruktur und Selbstfürsorge und begleiten Sie bei der Suche nach möglichen Veränderungen im familiären Miteinander. Manchmal können wir auch mit einer fachlichen Einschätzung bei bestimmten Fragestellungen dienen. Es ist aber nicht so, dass wir die „Lösung“ haben, sondern wir unterstützen Sie dabei, Lösungen und neue Perspektiven zu entwickeln.“
Das Angebot einer persönlichen Beratung und Begegnung ist in den beiden Jugend- und Familienberatungsstellen weiterhin möglich und wird sehr gerne genutzt. Neu hinzu kommt die Möglichkeit einer Online-Beratung per Video. Die Mitarbeitenden möchten alle Eltern, aber auch Jugendliche und junge Erwachsenen dazu einladen, sich bei Fragen und Problemen an die Einrichtung zu wenden. Wer diese in Anspruch nehmen möchte – persönlich oder per Video – ruft dort an oder sendet eine Mail: eb-r@rheingau-taunus.de oder eb-i@rheingau-taunus.de.
Jugend- und Familienberatungsstelle, Am Eibinger Tor 16, 65385 Rüdesheim, Tel.06722 / 407-9143
Jugend- und Familienberatungsstelle, Veitenmühlweg 5, 65510 Idstein, Tel. 06126 / 95957-7921