Rheingau-Taunus-Kreis begeht den Weltfrauentag unter anderem mit einer Ausstellung über die vier Politikerinnen im Kreishaus
„Der Rheingau-Taunus-Kreis erinnert unter anderem mit einer Ausstellung im Kreishaus an den Weltfrauentag am 8. März“, berichtet Landrat Frank Kilian und verweist auf einen begleitenden Film zu der Ausstellung, die „die Mütter des Grundgesetzes“ vorstellt. Dieser kann unter dem Link www.youtube.com/watch?v=_ynAzDL_6ws abgespielt werden. „Ein Schwerpunkt des diesjährigen Weltfrauentags ist die Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Frauen und Politik‘“, ergänzt Binia Ehrenhart-Rosenberger, Leiterin des Büros für Frauen und Gleichstellung im Rheingau-Taunus-Kreis. „Eigentlich sollte und darf nicht nur an einem Tag im Jahr, nämlich dem 8. März, daran erinnert werden, dass wir von der Durchsetzung der Gleichberechtigung, wie sie in Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes festgeschrieben ist, noch immer ein Stück entfernt sind. Wir müssen tagtäglich an der Beseitigung bestehender Nachteile arbeiten“, so Binia Ehrenhart-Rosenberger.
Mit Artikel 3 des Grundgesetzes, Abs. 2 (Erweiterung 1994) ist die gesetzliche Grundlage für eine Chancengleichheit von Mann und Frau klar verankert und unbestreitbar. Mittlerweile arbeiten immerhin 75 Prozent aller Frauen, doch noch werden sie im Schnitt zu 19 Prozent weniger bezahlt (www.bundesregierung.de). Entscheidend ist dabei immer noch die Berufswahl der Frauen. Suchen sie ihre berufliche Zukunft in so genannten MINT-Fächern („Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik“), stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie später auch gut verdienen, so die Gleichstellungsbeauftragte. In anderen Bereichen ist die Differenz beim Verdienst zwischen Mann und Frau erheblich.
„Auch in der Politik erkennen wir männerdominierte Parlamente“, berichtet Binia Ehrenhardt-Rosenberger und ergänzt: „Nur selten sind die Namen der ‚Mütter des Grundgesetzes‘ einer breiten Öffentlichkeit bekannt.“ Um diese Frauen in das Bewusstsein zu rücken, haben Landrat Kilian und die Gleichstellungsbeauftragte die Ausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“ des Helene-Weber-Kollegs ins Kreishaus geholt. „Wir möchten auf die Entstehung des Artikels 3, Abs.2 hinweisen, nachdem Männer und Frauen gleichberechtig sind“, erläutert der Landrat. Und Binia Ehrenhart-Rosenberger ergänzt: „Diesen schlichten und richtigen Satz verdanken wir Helene Weigel, Frieda Nadig, Helene Wessel und allen voran Elisabeth Selbert, die trotz vehementer Widerstände diesen Satz durchsetzen konnten.“ Sie waren die einzigen Frauen im 65-köpfigen Team, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Auftrag der Alliierten eine demokratische Verfassung erarbeiten sollte.
Die Ausstellung beschreibt den Weg zum Deutschen Grundgesetz und stellt die einzelnen Frauen in den Vordergrund. Binia Ehrenhart-Rosenberger wollte die Leistungen der vier Frauen würdigen und gleichzeitig einen Blick auf die Verteilung der Geschlechter im Kreistag des Rheingau-Taunus-Kreises im Jahr 2022 werfen: „Mit einem 28prozentigen Frauenanteil haben wir noch einen weiten Weg vor uns“.
Doch Binia Ehrenhart-Rosenberger war es wichtig, dass diese Zahl nicht einfach so im Raum stehen bleibt, sondern im kurzen Film zur Ausstellung ruft sie Frauen auf, sich politisch zu engagieren. „Die Stabsstelle für Frauen und Gleichstellung soll für alle, die sich mehr in Politik oder auch in anderen Themen der Gleichstellung einbringen möchten, eine Anlaufstelle sein.“ Kilian wie Binia Ehrenhart-Rosenberger sehen die „Mütter des Grundgesetzes“ als ein leuchtendes Vorbild an, die gegen sehr viele Widerstände ankämpfen mussten, bis der Gleichberechtigungssatz Einzug ins Grundgesetz hielt.
Wer Interesse hat, die Ausstellung zu besichtigen, kann einen Termin über: Binia Ehrenhart-Rosenberger, Gleichstellungsbeauftragte, Telefon 06124 510-289, oder unter binia.ehrenhart-rosenberger@rheingau-taunus.de oder über Sabine Stemmler-Heß, Kulturbeauftragte, Telefon: 06124 510-217, Mail sabine.stemmler-hess@rheingau-taunus.de, vereinbaren.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Veranstaltungen am Weltfrauentag im Rheingau-Taunus-Kreis. Auf zwei Events, für die das Frauen- und Gleichstellungsbüro verantwortlich zeichnen, weisen wir hin: Mit dem Kinofilm im Bambi in Bad Schwalbach „Die Unbeugsamen“ am 8. März 2022 (19.00 Uhr), wird deutlich, dass es auch Jahre nach dem Gleichstellungsparagrafen in der Bonner Republik für Frauen längst noch nicht einfach war.
Da extreme Haltungen und Meinungsmache auch gegenüber Frauen zunimmt, ist der Stabstelle der Vortrag am 9. März 2022. in Kooperation mit dem Büro für Staatsbürgerliche Frauenarbeit ein besonderes Anliegen. Der Titel des Vortrags lautet: „Rassismus – Antifeminismus – Rechtsextremismus: ein Dreigespann“ Er beginnt um 18.00 Uhr. Interessierte können sich unter www.buero-f.de für das Onlineseminar anmelden.
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Die Ausstellung im zweiten Stock des Kreishauses stellt die „Mütter des Grundgesetzes“ vor.