Betriebliches Mobilitätsmanagement

Betriebliches Mobilitätsmanagement trug zur Attraktivitätssteigerung des Unternehmens bei

Der siebte Workshop des betrieblichen Beratungs- und Netzwerkprogramm „Ökoprofit“ fand in Bad Schwalbach statt / Mobilität stand im Mittelpunkt

„Umweltbewusst zum Arbeitsplatz“ – dieser Devise folgt die R+V-Versicherung in Wiesbaden seit nunmehr neun Jahren. Um Alternativen zum Verkehrsmittel Nr. 1, dem eigenen Auto, aufzuzeigen, implementierte die R+V ein betriebliches Mobilitätsmanagement innerhalb des Hauses. Den Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollten umweltbewusst den Weg vom Wohnort zum Arbeitsplatz zurücklegen können. Hannes Davieds, Leiter des R+V-Mobilitätsmanagements, erkannte den „Schlüssel zu einer erfolgreichen Verkehrswende“ in neuen Angeboten für die Belegschaft, um den Umstieg vom eigenen Auto auf alternative Verkehrssysteme zu erleichtern. So schuf die R+V Fahrrad-Abstellanlagen, Ladestationen für E-Bikes- und E-Autos, sichere Radwege zum Standort des Unternehmens, bot Möglichkeiten für Leihräder oder das „Jobrad“. Wer mit dem Rad kommt, findet einen Bereich zum Duschen und zum Umziehen vor. Es gibt eine Flotte an E-Autos. Zudem wurde der Standort in Wiesbaden, wo 6.500 Mitarbeiter beschäftigt sind, an das öffentliche Busnetz angebunden.

Beim siebten Workshop des betrieblichen Beratungs- und Netzwerkprogramm „Ökoprofit“, diesmal von der Kreisverwaltung des Rheingau-Taunus-Kreises organisiert, stellte Davieds die Erfolge des betrieblichen Mobilitätsmanagements vor. Die Kreisverwaltung ist seit 2022 Mitglied in dem Programm, dessen Federführung bei der Landeshauptstadt Wiesbaden liegt. Das betriebliche Beratungs- und Netzwerkprogramm „Ökoprofit“ unterstützt Unternehmen und Einrichtungen aller Größen und Branchen beim Einstieg ins Umweltmanagement und bieten den Mitgliedern die Möglichkeit, ihre Prozesse klimafreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten. Somit will das Programm ein „zentrales Instrument zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im gewerblichen Bereich sein“. Es bietet ein dauerhaftes lokales und regionales Netzwerk für Unternehmen rund um Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Landrat Frank Kilian hatte vor dem Referat von Hannes Davieds die Teilnehmenden am Workshop begrüßt und darauf verwiesen, dass das Ökoprofit-Projektteam der Kreisverwaltung derzeit ausführliche Daten zu den Bereichen Energie, Mobilität, Beschaffungswesen, Abfall, Wasser und EDV erhebt. Kilian: „Derzeit sind wir daran, einen Maßnahmenkatalog zu Einsparvorschlägen in den einzelnen Bereichen zu erstellen.“ Diese umfangreiche Datenerhebung erfordert Zeit und Fachkenntnis, die in der Projektgruppe vorhanden ist. Ziel ist es, „weniger Ressourcen zu verbrauchen, CO2 einzusparen, die Umwelt zu schonen und finanzielle Einsparungsmöglichkeiten für den Kreishaushalt zu generieren.

Die Arbeit des betrieblichen Mobilitätsmanagements wertet Davieds als Erfolg. Durch die Maßnahmen sieht er eine Stärkung des Unternehmensimages und eine Steigerung der Attraktivität der R+V. Bereits in den Bewerbungsgesprächen werde das Thema Mobilität angesprochen, um über die vorhandenen Möglichkeiten zu informieren. Für ein tragfähiges, betriebliches Mobilitätskonzept bedürfe es zunächst einer regionalen Standortanalyse, einer Mitarbeiterbefragung und „viel Netzwerken“, rät der Leiter des R+V-Mobilitätsmanagements.

Mittlerweile gibt es innerhalb der Versicherung eine Plattform für Fahrgemeinschaften, die Mitarbeitenden erhalten ein JobTicket, Car-Sharing-Angebote werden unterbreitet. So schafft das Unternehmen Anreize, statt mit dem Auto mit dem E-Bike zur Arbeit zu kommen. Davieds selbst fährt so oft wie möglich mit dem Fahrrad vom Wohnort im Untertaunus zur Arbeitsstelle am Raiffeisenplatz 1 in Wiesbaden. Seinem Beispiel folgen mittlerweile andere Kolleginnen und Kollegen, die im gleichen Ort wohnen. Davieds: „Gemeinsam radeln wir von Idstein nach Wiesbaden und tun so auch etwas für ein gutes Betriebsklima.“

Anschließend berichtete Carola Pahl vom „Dein Radbüro Wiesbaden“, angesiedelt im Tiefbau- und Vermessungsamt der Landeshauptstadt, über die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes. Dabei stellte sie die vielfältigen Maßnahmen vor. Diese reichen von der Einrichtung neuer Radwege bis hin zu Einrichtung einer Meldeplattform für Radfahrerinnen und Radfahrer bis zur Durchführung des „Stadtradelns“.

Ingrid Reichbauer präsentierte für die Kreisverwaltung das Mobilitätskonzept des Rheingau-Taunus-Kreises.

Sie verwies darauf, dass „gerade in einem Flächenkreis, der verkehrlich so unterschiedlich strukturiert ist, Mobilität und die Erreichbarkeit von Städten und Einrichtungen wie Läden, Arztpraxen etc. eine große Rolle spielt“. Unter Beteiligung der Kommunen, der Landeshauptstadt Wiesbaden und vielen anderen Akteuren wie dem RMV, Hessenmobil, der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft aber auch dem ADFC entstand das Mobilitätskonzept, für das der ÖPNV, die Kreisstraßenqualität und –quantität, die Rad- und Nahwege sowie umweltfreundliche Mobilität (Elektromobilität, E-Bikes, Mobilitätszentralen) untersucht wurden.

Dabei wurde Ziele klar definiert, etwa die Reaktivierung der Aartalbahn, Ausbau der Taktzeiten der Busse sowie eine Bus-Querverbindung durch den Kreis. „Die Einrichtung der Querverbindung von Eltville nach Idstein ist seit den Fahrplanwechsel im Dezember bereits umgesetzt“, so Ingrid Reichbauer. Das Thema Radwege und Radschnellverbindungen wird als nächstes wichtiges Thema in Angriff genommen. Im Individualverkehr spielt die Sicherung der Qualität der Kreisstraßen, die Schaffung von Park & Ride-Plätzen und die Entzerrung von staugefährdenden Bereichen eine wichtige Rolle.

Als letzten Input zum Thema Mobilität wurde das DB Rad+Programm für Wiesbaden vorgestellt. Entwickelt wurde eine App: Die gefahrenen Kilometer im Aktionsbereich werden bei der Nutzung der App direkt als Kilometerguthaben auf ein persönliches Konto addiert. Verschiedene Wiesbadener Firmen beteiligen sich an dem BONUS-Programm.

Der Workshop machte deutlich wie vielfältig und innovativ in Betrieben, Städten und Institutionen die Ansätze zum Mobilitätsmanagement sind, stellte Jens Böhm, der für die Firma Arqum das Programm „ÖKOPROFIT begleitet, anschließend fest.