Bahnhof …………….

„Auch wenn der Zustand und die Reinigung der Niedernhausener Bahnhofsanlagen Sache der Eigentümerin, also der Deutschen Bahn, ist, bedeuten etliche Missstände dort ein großes Ärgernis für die Gemeinde und Bahnreisende. Zumindest in einem Punkt können und werden wir jetzt handeln. Auch wenn dies leider viel Geld kosten wird“, erläutert Bürgermeister Joachim Reimann eine aktuelle Entscheidung der Gemeindevertretung. Regelmäßig erreichen die Gemeindeverwaltung Fragen und Anregungen rund um den Niedernhausener Bahnhof. Unter anderem sind Sauberkeit und Barrierefreiheit am Bahnhof zwei der Themen, die hier regelmäßig angesprochen werden. Traurige Berühmtheit hat besonders die Unterführung von den Gleisen zum Bahnhofsvorplatz erlangt: Zum einen führte dort eintretendes Grundwasser in der Vergangenheit zu Schäden, zum anderen benutzen Reisende und Besucher des Bahnhofs die Unterführung immer wieder ordnungswidrig dazu, ihre Notdurft zu verrichten. Die Deutsche Bahn lehnt den Bau und Betrieb von öffentlichen Toilettenanlagen auf kleineren Bahnhöfen wie Niedernhausen aus grundsätzlichen Erwägungen ab.

Um letzterem Missstand abzuhelfen, haben die gemeindlichen Gremien jetzt die Aufstellung eines barrierefreien Toilettencontainers neben dem Eingang des nicht mehr genutzten Bahnhofsgebäudes entschieden. Der ursprünglich favorisierte Standort im Bereich des Fußweges zwischen Bahnhof und Bahnhofstraße („Ilfelder Platz“) erwies sich aus technischen und baurechtlichen Gründen als nicht realisierbar.

„Dies stellt eine Übergangslösung dar, um die Zeit bis zum Bau einer festen Toilettenanlage im Zuge einer zukünftigen Umgestaltung des Bahnhofsgeländes zu überbrücken. Eine Realisierung dieses Schrittes ist allerdings wegen der komplexen Planungsaufgabe, anstehenden Fördermittelanträgen und insbesondere vermutlich langwierigen Verhandlungen mit der DB nicht vor 2026 zu erwarten“, so Reimann. Derzeit bereitet die Gemeinde eine Nutzungsvereinbarung mit der DB vor, da der Container durch die Gemeinde betreut, aber auf einem der Bahn gehörenden Grundstück stehen wird. Daneben sind die Aufträge für die Anschaffung des Containers und die zur Aufstellung nötigen Tiefbauarbeiten auszuschreiben. Einen Betrieb der bestehenden Toiletten im Bahnhofsgebäude durch die Gemeinde wie auch einen Ankauf oder eine Anmietung des Gebäudes lehnt die Bahn seit vielen Jahren ab.

Die laufenden Kosten für den Betrieb des Toilettencontainers werden voraussichtlich rund 80.000 Euro pro Jahr betragen. Der größte Kostenpunkt entfällt dabei auf die regelmäßige Reinigung des Toilettencontainers. Die Deutsche Bahn hat in letzter Zeit die Zahl der Toiletteneinrichtungen auf ihren Bahnhöfen leider immer weiter reduziert. Daher wird die Gemeinde in eigener Regie diese sehr notwendige, wenn auch kostenintensive, Maßnahme angehen.

„Ab Sommer 2024 soll mit dem Lenzhahner Weg eine wichtige Niedernhausener Straße auf einem großen Teilstück grundhaft erneuert werden. Im Rahmen der Gesamtmaßnahme planen wir die Erneuerung der Entwässerungskanäle und der Wasserversorgungsleistungen sowie weitere Verbesserungen der Versorgungsinfrastruktur. Die zukünftige Wärmeversorgung des Gebiets wollen wir dabei gleich mitdenken“, erklärt Bürgermeister Joachim Reimann nach der weitgehenden Zustimmung der Gemeindevertretung zu einer Vorlage der Verwaltung zu diesem Thema. Bereits 2022 hatte die Gemeindevertretung beschlossen, eine Machbarkeitsstudie zur Integration eines Nahwärmenetzes durchführen zu lassen. Ein Nahwärmenetz besteht aus einer zentralen Heizungsanlage, die über ein Verteilnetz Wärme für Heizung und Warmwasser an die Haushalte abgibt. Die Wärme wird durch gedämmte Erdleitungen zu den angebundenen Gebäuden geleitet. An die Nahwärme angeschlossene Verbraucher zahlen nicht für Brennstoffe (wie zum Beispiel Öl oder Gas), sondern für die tatsächlich übermittelte Wärme. „Durch die zahlreichen großen Mehrfamilienhäuser eignet sich der Bereich des Lenzhahner Weges und seiner Seitenstraßen besonders gut für diese Art von Wärmenetz“, kommentiert der Bürgermeister.

„Ein solches Netz könnte eine wirtschaftlich und ökologisch vorteilhafte Alternative zum derzeitigen primären Energieträger Erdgas darstellen“, so Reimann. Zu prüfen war, ob die Realisierung einer Nahwärmeversorgung zeitlich sinnvoll in die Gesamtplanung der Sanierungsmaßnahme am Lenzhahner Weg integriert werden könnte. Die Studie ergab, dass die Einrichtung eines Nahwärmenetzes parallel zu den Sanierungsmaßnahmen im Lenzhahner Weg nicht möglich sein wird. Für die Realisierung und Bewertung einer möglichen Nahwärmeversorgung sind umfangreiche Planungsleistungen erforderlich. Zu knapp sei auch der Zeitrahmen, um mögliche Fördergelder zu beantragen und einen so genannten „Contractor“, also eine Betreiberfirma, für das Netz zu finden.

Nach dieser Erkenntnis wurde ein Ingenieurbüro mit einer ergänzenden Studie beauftragt, diese ergab zwei mögliche Szenarien, wie ein Nahwärmenetz im Bereich Lenzhahner Weg dennoch sinnvoll zu realisieren sei. Die Gemeindevertretung hat nun beschlossen, dass die zweite der beiden Varianten in das Ausbaukonzept zum Lenzhahner Weg integriert werden soll. Dieses Ausbau-Szenario sieht vor, eine Heizzentrale im Bereich des Parkplatzes am Waldschwimmbad einzurichten. Von dort aus könnte eine Nahwärme-Trassenführung unabhängig vom Ausbau des Lenzhahner Weges verlegt werden. Die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen können also wie geplant und fristgerecht beginnen. Planung, Finanzierung und Ausschreibung für ein Nahwärmenetz würde in einem weiteren Schritt realisiert. „Wir bereiten damit alles vor, um handlungsfähig zu sein. Über die konkrete Umsetzung ist dann in einem gesonderten Schritt zu entscheiden. Unabhängig davon wollen wir zusammen mit unserer Partnergemeinde Waldems für das gesamte Gemeindegebiet eine kommunale Wärmeplanung aufstellen. Aktuell bereiten wir die nötigen Entscheidungen hierzu vor“, so Reimann.