„Selbst die größeren Sturmereignisse haben bislang keine Schäden in diesem Umfang angerichtet.“ – Bürgermeister Joachim Reimann dankt den Einsatzkräften
Als es am Montag, den 27. November vormittags zu schneien begann, dachten viele Menschen in Niedernhausen, dass dies wie aus den letzten Jahren gewohnt abläuft: Ein kurzer Schneefall, der bald in Regen übergeht. Spätestens am nächsten Tag würde die weiße Pracht verschwunden sein, Behinderungen für den Verkehr minimal ausfallen.
Was dann aber über den gesamten Rheingau-Taunus-Kreis hereinbrach, war ein Wintereinbruch von für die Jahreszeit untypischer Heftigkeit. Starke Schneefälle hielten bei niedrig bleibenden Temperaturen bis in den Dienstagvormittag an. Schwierigkeiten ergaben sich gleich an mehreren Fronten: Zunächst kam eine ungewöhnlich große Menge an besonders nassem und schwerem Schnee herunter, so dass die schiere Masse an zu bewegendem Schnee die Räumdienste herausforderte. Erschwerend kam hinzu, dass der Schneefall im Laufe des Vormittags einsetzte, so dass die Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe die Räumarbeiten im laufenden Verkehr durchführen mussten. Der Schneebruch an Bäumen und Gehölzen erschwerte die Arbeiten zusätzlich.
Die Art des Schneefalls erklärt auch das extrem hohe Aufkommen von Schneebruch: Zahlreiche Bäume und Sträucher trugen noch Laub, so dass sich viel Nassschnee darauf ablagern konnte. Daraus ergab sich eine große Zahl an abgebrochenen Ästen und umgefallenen Bäumen. Ein in der Menge ungewöhnliches Szenario, so der zuständige Gemeindemitarbeiter Gero Wilhelmi: „In meiner Zeit bei der Gemeinde Niedernhausen sind das die umfangreichsten Schäden an Bäumen im Gemeindegebiet. Selbst die größeren Sturmereignisse haben bislang keine Schäden in diesem Umfang angerichtet.“
Noch in der Nacht von Montag auf Dienstag mussten durch die Niedernhausener Feuerwehren zahlreiche auf Straßen gestürzte Bäume entfernt werden. Insgesamt wurden die Niedernhausener Ortsteilwehren bis Mittwochabend zu 65 Einsatzstellen gerufen. Umgestürzte Bäume auf Gleisen und Oberleitungen führten zu massiven Behinderungen im Bus- und Bahnverkehr. In zusammenhängenden Waldgebieten verzögerten sich die Baumsicherungsarbeiten, da die Einsatzkräfte zeitweilig selbst durch herabfallende Äste gefährdet waren – in solchen Situationen geht natürlich Eigensicherung vor.
Wer am Dienstagmorgen zu Fuß unterwegs war, fand auch viele Fußwege durch Schneebruch unpassierbar vor. Landrat Sandro Zehner riet den Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis zu Hause zu bleiben: Es bestehe Lebensgefahr. Insgesamt 44 Einsatzstellen wegen Schneebruchs auf gemeindeeigenen Flächen in Niedernhausen, zum Beispiel auf Friedhöfen und entlang öffentlicher Fußwege, waren durch die Gemeindewerke und hinzugezogene Privatfirmen abzuarbeiten. Für die meisten Einsätze war dies bis Donnerstagabend gelungen.
Ebenfalls im Einsatz war die Niedernhausener Ordnungspolizei, welche die zahlreichen Unfall- und Gefahrenstellen abzusichern hatte und Kontrollfahrten in von Schneebruch bedrohten Straßenabschnitten durchführte. Den Beamten der Ordnungspolizei sind leider verschiedentlich Verkehrsteilnehmer aufgefallen, die trotz der Witterung auf Sommerreifen unterwegs waren. „Wir bitten alle Fahrzeughalterinnen und Fahrzeughalter dringend, sich der Witterung entsprechend auszustatten,“ so Ordnungsamtsleiter Steffen Lauber: „Es gilt bei uns situative Winterreifenpflicht. Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld.“
Bürgermeister Joachim Reimann bedankte sich bei allen Einsatzkräften, die in den letzten Tagen im Einsatz waren: „Ganz besondere Hochachtung gilt den ehrenamtlich Tätigen, die von Montag auf Dienstag Nachtschichten im Dienst für die Allgemeinheit einlegen mussten und dies wie immer mit großem Einsatz und hoher Professionalität taten!“