Unterschiedliche Inzidenzwerte sorgen für Verwirrung

Landrat Kilian: Zahlen auf der Homepage des Kreises sind korrekt / Am Montag lag der Wert bei 62,6

Welcher Inzidenzwert für den Rheingau-Taunus-Kreis ist nun der korrekte? Die Zahlen weichen aktuell ganz erheblich voneinander ab, je nachdem ob jemand auf die Homepage des Robert-Koch-Instituts (RKI) oder im Bulletin des Hessischen Sozialministeriums (HMSI) oder auf der Kreis-Homepage unterwegs ist. Bei RKI und HMSI liegen die Werte deutlich unter denen, die der Rheingau-Taunus-Kreis veröffentlicht. „Die Zahlen auf der Homepage des Kreises sind korrekt!“, stellt Landrat Frank Kilian klar. Die ganz unterschiedlichen Inzidenzwerte sorgten für erhebliche Verwirrung in der Bevölkerung, weiß Kilian aus vielen Gesprächen mit Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie den 16 Bürgermeistern des Kreises.

„18 neue Corona-Fälle registrierte das Gesundheitsamt zum Beispiel am vergangenen Wochenende für den Rheingau-Taunus- Kreis. Diese Zahl der Neuinfizierten wird nach Erfassung zu einem bestimmten Zeitpunkt – wie im Ablaufplan vorgeschrieben – an das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) weiter gemeldet. Von dort gehen die Zahlen ans RKI“, beschreibt Kilian den Weg. Wie es dann zu den unterschiedlichen Zahlen kommt, entzieht sich der Kenntnis des Kreises, so der Landrat. Natürlich erhalten RKI wie HLPUG derzeit eine Flut von Meldungen aus den Kommunen, so dass die Daten vielleicht verspätet eingepflegt werden. „Wir kümmern uns um eine Klärung“, so der Landrat.

Gerade in der derzeitigen, sehr angespannten Corona-Lage brauche es verlässliches Zahlenmaterial, um die von der Kreisverwaltung in der vergangenen Woche verfügten, weitergehenden Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu untermauern. Frank Kilian: „Die Bürger müssen den korrekten Inzidenzwert kennen, um die Grundlage für unser Handeln zu verstehen, um den gültigen Inzidenzwert zu erkennen.  Zudem müssen sie wissen, dass wir derzeit bemüht sind, einheitliche Regelungen für die gesamte Region, aber vor allem mit der Landeshauptstadt Wiesbaden zu vereinbaren.“ Das betrifft beispielsweise das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. „Die Regeln dafür sollen in unserer Region überall gleich sein, was vor allem für die vielen Pendler wichtig ist“, so das Ziel.

Gerade um für Klarheit zu sorgen und die gleichen Bewertungsgrundlagen zu haben, entwickelte das Land Hessen das Eskalationskonzept mit den unterschiedlichen Warnstufen. „Damit das Konzept wirken kann, braucht es aber verlässliche Zahlen als Grundlage. Sonst sind individuellen Interpretationen des Pandemiegeschehens Tor und Tür geöffnet“, so Landrat Frank Kilian. Zudem leisten die divergierenden Zahlen Missverständnissen, Fehldeutungen, „teils wilden Spekulationen“ und Verwirrungen in der Bevölkerung erheblichen Vorschub.

„Es muss endlich Klarheit herrschen“, fordert Landrat Kilian, der auch in anderen Bereichen immer neue und wildere Spekulationen erkennt. „Viele Menschen fühlen sich im Social-Media-Zeitalter berufen, ihr angebliches Wissen, ihre Kritik und Klagen weiterzugeben, wobei sehr oft die Kreisverwaltung die Adresse dieser nicht immer gutgemeinten Äußerungen ist“, betonen die Mitglieder des Krisenstabes. Stark zugenommen haben mittlerweile übelste Beschimpfungen, überaus skurrile, teils bösartige Hinweise von Menschenfängern und von Verschwörungstheoretikern. „Das sorgt nicht nur dafür, dass unser Bürgertelefon oder unser Facebook-Account mit solchen ‚Aussagen‘ blockiert wird. Es hat die Folge, dass wir u. U. etwa den Anruf eines Menschen nicht annehmen können, der ein wichtiges Anliegen hat.“ Zudem weist der Landrat darauf hin, dass sich der Rheingau-Taunus-Kreis strikt an die Vorgaben des Bundes und des Landes hält. Das Land sprach und verfügte die Maskenpflicht in Schulen.

Und der Landrat versichert: „Das Gesundheitsamt des Kreises arbeitet hart an der Belastungsgrenze. Das Personal will jenen helfen, die mit dem Corona-Virus infiziert sind.“ Zudem obliege die Bewertung eines Corona-Tests dem medizinischen Personal, den Virologen, Ärzten und den Mitarbeitenden in den Laboren. Wenn diese einen positiven Fall meldeten, dann sei die Person an Corona erkrankt; auch wenn sie nur schwache Symptome zeige, oder nur ein Symptom bei ihm oder ihr auftritt. „Wenn ein Mensch beispielsweise seinen Geschmackssinn verliert und positiv getestet ist, dann hat er den Virus in sich“, sagt Landrat Kilian. Erschwert werde die Nachverfolgung von Kontaktpersonen durch die Mitarbeitenden im Gesundheitsamt aktuell durch eine Erkenntnis: „Viele Personen, die mit dem Corona-Virus infiziert sind, wissen nicht, wo sie sich angesteckt haben. Zumal dann, wenn es sich um einen milden Verlauf der Krankheit handelt.“ Viele seien sogar fast ganz symptomfrei. Das erschwert, den Kreis der möglicherweise Betroffenen einzugrenzen.