Zeugen der Geschichte besucht

Nicht nur 825 Jahre Oberjosbach, sondern weitere runde Jahreszahlen prägen die Geschichte im Jahr 2021.

Zu einer Info-Begehung der ehemaligen Grenze Cur Mainz / Nassau-Idstein, hatte der Förderverein 800 Jahre Oberjosbach eingeladen.

So haben vor 300 Jahren die Landesherren von Cur-Mainz und Nassau-Idstein festgelegt, ihre Grenze modern zu kennzeichnen. Nach Beilegung vieler kleiner Grenzprobleme, dem Zerfall von Gebückbepflanzungen, Gräben usw. kam die Moderne in Form von Grenzsteinen.

Nach einer akribischen Vermessung in Ruten – die Bremthaler Rute von

4,71 m – und dem Schuh von 29,4 cm – wurde zunächst mit Holzpfählen gearbeitet. Immer im Team der beiden Länder. Ab 1724 wurden Steine gesetzt. Einmal der Wappenstein mit dem Nassauer Löwen und dem Mainzer Rad, Cur-Mainz. Dazwischen kamen „Läufer“, kleinere Steine mit CM, Cur-Mainz, und NI, Nassau-Idstein. Alles in korrekten und protokollierten Abständen zueinander.

Damit jederzeit ein „Grenzsteinfrevel“, Versetzung eines Steines, festgestellt werden konnte, wurden unter Beisein von Vertretern beider Länder sogenannte Zeugen, Tonscherben, in einer bestimmten Anordnung in die Setzgrube gelegt und akribisch dokumentiert. Als einmalig kann die Grenzmarkierung – Nabe des Mühlrades der Guldenmühle – angesehen werden.

Die Nabe reichte in Mainzer Gebiet und es fehlte der Platz für einen Stein. Das Original ist erhalten und steht, wie die Grenzsteine, unter Denkmalschutz.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Grenzbegehung am „Tag des offenen Denkmals“, des „offenen Dorfes“, lernten noch das Problem der Brückenunterhaltung über den heutigen Daisbach, früher Goldener Mühlbach, kennen. Oberjosbach war für diese Brücke im Verlauf der „Alten Mainzer Straße“ zuständig. Das diese Straße in den „Goldenen Grund“ rege genutzt wurde, ist an den vielen Fahrrunsen am Hartemußberg auch heute noch sichtbar.

Auch ein „Uralt-Naturgrenzstein“, den Dreieckten Stein, aus Taunusquzarzit konnte besichtigt werden. Der Förderverein 800 Jahre Oberjosbach hat dort 1999 ein kleines Info-Schild angebracht. Dieser Stein war ein Vorläufer der Grenzfestlegung in einem strittigen Gebiet, in der strittigen Heck, zwischen Oberjosbach und Niedernhausen.

Endgültig kam dann dieses Gebiet bei der neuen Grenzfestlegung zu Oberjosbach, Cur-Mainz.

Das die Grenze auch richtige Konsequenzen hatte, ist aus der Ersterwähnung unserer Kerb vor 500 Jahren ersichtlich. Ein Königshofener , Nassauer, hatte auf der Kerb einen Amtsdiener aus Königstein, Cur-Mainz, erstochen. Ein „internationaler Prozess“ kam in Gang.

Auch ein Guldenmüller liefert Grenzdokumente. Für Oberjosbach war die „Bannmühle“ in Eppstein zuständig. Gemahlen wurde jedoch in der Bannmühle Guldenmühle (Nassau). Der Müller flog auf und eine riesige Gerichtsakte entstand.

Nach all den Geschichts- und Geologieerkundungen, noch eine Erläuterung zur Geologie. Das besuchte Gebiet war vor etwa 30 Millionen Jahren Meeresstrand Strandgeröll und Sande erzählen noch davon. So kann das Gebiet des Hartemußwaldes als das geschichtlich interessanteste Gebiet von Oberjosbach angesehen werden.

Bildanhang:

Guldenmühle