Insgesamt 364 Jahre Kommunalpolitik für den Rheingau-Taunus-Kreis

Landrat Frank Kilian und Kreistagsvorsitzender André Stolz würdigten die Leistungen der scheidenden Mitglieder von Kreisausschuss und Kreistag

Landrat Frank Kilian und Kreistagsvorsitzender André Stolz würdigten in einer Feierstunde im Weingut Ress in Hattenheim die Leistungen der ausgeschiedenen Mitglieder von Kreisausschuss und Kreistag. Landrat Kilian hob dabei hervor, dass „unser demokratisches Gemeinwesen ohne das ehrenamtliche Engagement von politischen Mandatsträgern in den kommunalen Parlamenten nicht funktioniert“. André Stolz ergänzte, dass derjenige, der sich für ein kommunalpolitisches Mandat entscheidet, relativ schnell merkt, dass sie, bzw. er sehr viel Freizeit für diese Tätigkeit zum Wohl der Allgemeinheit investieren muss. Kilian: „Wir wollen Ihnen für diese Engagement Dank sagen.“ „Unsere Gesellschaft lebt doch davon, dass es Menschen gibt, die Verantwortung übernehmen. Dass es Menschen gibt, die nicht darauf warten, dass andere handeln, sondern dass sie selber etwas tun. Dieser persönliche Einsatz zum Wohle der Gemeinschaft und Gesellschaft kann nicht hoch genug bewertet werden“, betonte der Kreistagsvorsitzende.

Um die Leistungen jedes einzelnen Mandatsträgers gebührend zu würdigen, waren sich Kilian und Stolz einig, die Feier nicht an im Anhang an eine Kreistags-Sitzung durchzuführen, sondern in einem separaten Rahmen. Schließlich schieden in und mit Ablauf der Wahlperiode des 2016 gewählten Kreistages 30 Mitglieder aus den beiden politischen Gremien aus. Addiert man deren Amtszeit, erhält man ein überaus, beeindruckendes Ergebnis: insgesamt 364 Jahre Kommunalpolitik für den Rheingau-Taunus-Kreis und die Bürgerinnen und Bürger. Dabei sticht der einstige Kreisbeigeordnete Karl Ottes mit seinen 48 Jahren Kommunalpolitik heraus.

„Ich wurde 1972 geboren. Im gleichen Jahr wählten die Bürger Karl Ottes in den Kreistag des damals noch eigenständigen Kreises Rheingau“, zeigte sich Stolz beeindruckt von dem Engagement des einstigen Welterbe- und Abfallwirtschafts-Dezernenten. Von 1972 bis 1976 gehörte er dem Kreistag im Rheingau an, war zudem Vorsitzender des Gremiums. Von 1977 bis 1981 wählten ihn die Bürgerschaft in den Kreistag des neuen Rheingau-Taunus-Kreises. Von 1981 bis 2021 war Karl Ottes ununterbrochen ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter. Der Kreistagsvorsitzende in Richtung Ottes: „Eine herausragende Bilanz. Karl, Du musst uns Dein Rezept verraten, wie man nach so langer Zeit in der Politik noch so gut aussehen kann!“

Eingebracht haben die Kommunalpolitiker aber nicht nur ihre Freizeit, sondern vor allem auch Kompetenz und eigene Ideen, so Landrat Frank Kilian. „Sie haben den Kreis mit Ihren Vorschlägen mitgestaltet und sie haben Entscheidungen getroffen.“ Wegen der Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern gab es dafür Lob oder auch Kritik. Kilian: „Wegen dieser Nähe sind kommunale Mandatsträger natürlich ‚greifbar‘, so dass sie sich rechtfertigen und Farbe bekennen mussten.“ Wer ein Mandat habe, muss zahlreiche Sitzungsvorlagen lesen, in der Fraktion darüber diskutieren und abschließend in den politischen Gremien über die Sachverhalte entscheiden, sich dabei manchmal über Redebeiträge der politischen Kontrahenten ärgern und hin und wieder auch Unmut bei Bürgern ernten – Kommunalpolitik ist zeitintensiv, anspruchsvoll und nicht immer vergnüglich, aber der Einsatz lohne sich auch. „Denn Kommunalpolitiker können ihren Heimatort aktiv und direkt mitgestalten“, so Kilian

Sicherlich sei nicht jede Sitzung in den politischen Gremien des Kreises vergnügungssteuerpflichtig, gestand auch André Stolz ein. Unterm Strich bleibt jedoch das Gefühl, dass die Arbeit in den politischen Gremien und somit der Einsatz von Freizeit Sinn und auch Freude stiften kann. 

Kilian und Stolz erinnerten zudem an die in der Wahlperiode verstorbenen Gremienmitglieder Christel Hoffmann (SPD) und Udo Scheliga (CDU).

Für jedes scheidende Mitglied sprachen der Landrat und der Kreistagsvorsitzende eine sehr persönliche Laudatio. Der Dank von Landrat Frank Kilian und dem Kreistagsvorsitzenden André Stolz ging an:

Charlotte Niebel (AfD), Heike Jung Wellek (Grüne), Petra Heimer (Die Linke), und Andrea Mayer (AfD), die bis zu fünf Jahren dem Kreistag angehörten. Fünf Jahre und mehr waren Dr. Herbert Koch (CDU), Alexander Bernstorff (fraktionslos) und Thomas Schnell (AfD) Mitglied des Kreisausschusses. Fünf Jahre und mehr gehörten Sebastian Busch (SPD), Christian Kessner (AfD), Christoph Klein (fraktionslos), Werner Koch (CDU), Klaus-Peter Güttler (SPD), Martin Bauer (AfD) und Ali Emamalizadeh (CDU) dem Kreistag an.

Zehn Jahre und mehr gehörten Johannes Schura (CDU), Karl-Wilhelm Höhn (FWG), Alexander Hennrich (CDU), Harald Schmelzeisen (SPD) und Günter Heckel (CDU) dem Kreistag an. Von 2006 bis 2021 war Monika Merkert (SPD) unter anderem als Jugendhilfe- und Gesundheits-Dezernentin im Kreisausschuss tätig. Dr. Clemens Mödden (CDU) war fünf Jahre Kreistagsmitglied und zehn Jahre Kreisbeigeordneter. Fast 20 Jahre war Roubina Wendel (CDU) im Kreistag vertreten.

Über 20 Jahre Mitgliedschaft im Kreistag weisen Lothar Metternich (CDU), Ingrid Reichbauer (Grüne), Inga Rossow (FWG) und Roland Hoffmann (zunächst für die FWG, dann für die FDP) auf. Günter Retzmann (SPD) gehörte beiden politischen Kreisgremien ebenso an wie Hans Joachim Pirschle (zunächst CDU, später SPD) und Anne Linke-Diefenbach (FDP).