Entscheidung zur Fläche Hundskirch denkbar knapp

Prüfung zur Bebauung beschlossen

Erneut standen Anträge zu einer geplanten Bebauung der Autalfläche „Hundskirch“ auf der Tagesordnung der Gemeindevertretung. Diesmal – so mit großer Mehrheit beschlossen – als TOP direkt nach der Einbringung des Haushaltes 2022. Eine lange und intensive Debatte um die Frage, ob die Planungen einer Bebauung der Grünfläche im Autal gestoppt oder in der Form von 50% – also von ca. 2000 qm – mit der Absicht einer Bebauung fortgesetzt werden darf – und zwar, wie schon beschlossen, mit senioren- /behindertengerechtem und sozial als bezahlbarem  Wohnraum.

Mit diesem Antragsinhalt der Fraktion Bündnis90/Die Grünen eröffnete Rainer Brosi die Debatte. An einer fairen und gerechten Lösung ohne Emotion in sachlicher Darstellung der Fakten sei seiner Fraktion gelegen, meinte er nach Gesprächen mit der Bürgerinitiative „Grünes Autal“. Er betonte die dringende Notwendigkeit, Wohnraum für ältere Mitbürger/innen mit und ohne Pflege zu schaffen, die ja auch so allgemein anerkannt werde. Die Realisierung dieser Forderung einer Altenwohnanlage in der Farnwiese zu erfüllen, könne die Fraktion der Grünen nicht erkennen. Wohl aber sei dies auf der Fläche des Hundskirch mit der mehr zentralen Lage sinnvoll und möglich – mit seinem direkten Zugang zu dem Erholungsgebiet Autal und Einkaufsmöglichkeiten in der Nachbarschaft. Eine durch die hälftige Bebauung der Fläche – die andere Hälfte könnte parkartig angelegt werden – Einengung des Autales und damit eine Minderung des Erholungswertes, als Frischluftschneise oder im Hochwasserschutz, sehe er nicht. Schließlich, so betonte Rainer Brosi, werde ja einer möglichen Bebauung ein Prüfverfahren vorgeschaltet, das mögliche Beeinträchtigungen von Umweltbelangen und eine verkehrlichen Erschließung untersuche.

Doris Michels, fraktionslos, Mitautorin des Antrages zum Planungsstopp einer Bebauung, widersprach. Sehr wohl werde durch eine Bebauung der Wert des Erholungsgebietes Autal beeinträchtigt, ja gefährdet. Mit der notwendigen Infrastruktur durch eine Bebauung und den Verkehr würde einer weiteren Erschließung und Bebauung ja geradezu Vorschub geleistet. Auch eine Altenwohnanlage mit Pflege und den dabei notwendigen Diensten funktioniere hier nicht. Die Farnwiese mit seiner über 9.000qm großen und gemeindeeigenen Teilfläche sei sehr wohl, ist Lothar Metternich (CDU) überzeugt, für eine altersgerechte und bezahlbare Bebauung mit betreutem Wohnen geeignet und könne zudem auch zeitnah bereits 2022/23 umgesetzt werden,. Für den Hundskirch dagegen sei ja erst mal eine Konzeptvergabe beschlossen – mit erheblichen Unsicherheiten der verkehrlichen Erschließung. Das könne sich hinziehen. Christian Brinker (CDU) schimpft über die negative Darstellung der sich für den Erhalt des Autals engagierten Bürgerschaft und beklagt, dass jetzt möglicherweise das einhellige Votum (mit einer Enthaltung) des Ortsbeirates Königshofen und von knapp 2000 Unterschriften gegen die Bebauung ignoriert würde. Mit der Farnwiese seien Alternativen für zusätzlichen Wohnraum gegeben.

Dem großen Bedarf an Wohnraum in Niedernhausen von ca. 600 Wohneinheiten, so rechnete Klaus Herber (SPD)vor, werde die Farnwiese und Frankfurter Straße II nur mit knapp der Hälfte gerecht. Er sehe also, nach Prüfung der Fakten, die Notwendigkeit, weiteren Wohnraum zu schaffen und unterstütze mit seiner Fraktion den Antrag der Grünen. Auch Manfred Hirt, fraktionslos, ist von der Notwendigkeit überzeugt, den dringenden Wohnbedarf in Niedernhausen zu decken und hält den Kompromiss einer hälftigen Bebauung mit dem Ziel einer Senioreneinrichtung oder mit bezahlbarem Wohnraum für tragfähig. Da würde sich doch nicht viel durch die Bebauung auf der Wiese – als eine nicht entwickelte Ausgleichfläche – ändern, meinte Martin Oehler (OLN). Die SPD, so Tobias Vogel, habe sich auf ihr Wahlversprechen, zusätzlichen Wohnraum zu beschaffen, besonnen, Prioritäten erkannt und wolle diese umsetzen. Die Grünen mit Jürgen Morath und mit Günther Weipert weisen erneut auf den zunächst geforderten Prüfauftrag hin und fordern dessen Zulassung.

Drei Gründe sieht Sylvia Hofmann (FDP) für eine Ablehnung der Bebauung vom Hundskirch. Eine Ausgleichsfläche dient der Natur und muss geschützt werden, der Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels hat in dieser Tallage Priorität und der Wille Königshöfer Bürger/Innen sei zu respektieren. In der Abstimmung hat sich dann gezeigt, dass sich an den ursprünglichen Ansichten der Gemeindevertreter zum Beschluss einer Planung zur Bebauung nichts geändert hat. Der Antrag von Doris Michels/Lothar Metternich zum Stopp weiterer Aktivitäten zur Bebauung wurde mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt, während mit gleichem Mehrheitsverhältnis dem Antrag einer Bebauungsprüfung entsprochen wurde.

Eberhard Heyne

Bildunterschrift:  758  Um das ging es – das Areal im Autal, der 4000qm großen Fläche „Hundskirch“