BLOG FDP

Neue Pflichten

Wenn Kollegen von mir wieder tolle Ideen auspacken, um die Menschen zu erziehen, um Ihnen mal zu demonstrieren, wie ein guter Mensch zu sein hat, dann reagiere ich stets allergisch. Insbesondere, wenn dann staatlicher Zwang droht. Das fing letzte Woche schon damit an, dass jetzt diskutiert wird, ob Vermieter nur noch 18 Grad Wohnraumtemperatur bereit stellen sollen, damit die Menschen zum Energiesparen gezwungen werden. Was für ein Unsinn! Zum einen wird es dafür sorgen, dass die Leute sich alle Elektro-Heizgeräte kaufen werden, um im Badezimmer nicht mehr frieren zu müssen. Zum anderen zeigt es wieder das Menschenbild meiner staatsgläubigen Kollegen: Der Staat weiß, was gut für euch ist, und ihr seid alle nicht in der Lage, mit euren Freiheiten umzugehen! Es ist genau wie beim Tempolimit, auch hier glauben einige, ihren eigenen Lebensstil per Zwang allen anderen vorschreiben zu müssen. Wir Liberalen kämpfen für den mündigen Bürger, der für sich und für andere selbst Verantwortung übernimmt, aber eben freiwillig und aus Überzeugung, und nicht aus Zwang heraus. Lasst die Menschen doch selbst entscheiden, wie warm oder kalt sie es zuhause haben wollen, und wie schnell sie unterwegs sein wollen: wehr mehr Energie verbraucht, der muss eben tiefer in die Tasche greifen, und wer sparsam damit umgeht, der wird belohnt! Genauso ist es mit der Wehrpflicht, die jetzt wieder aus der Mottenkiste geholt wird, aus den abstrusesten Gründen. Die meisten Wehrpflicht-Befürworter sind ja so ehrlich und sagen zur Begründung: damit würden die Jugendlichen endlich mal richtig erzogen, und lernen, für den Staat zu dienen. Das ist wieder ein ganz anderes Menschenbild, als wir Liberalen es haben: wir Bürger sind zuallererst einmal freie Individuen, und erlauben einen schlanken Staat, der unser aller Leben, unsere Sicherheit und unsere Gesundheit schützen soll, mehr bitte nicht. Die ganzen Ideologen, die den Staat über den freien Menschen gestellt haben, waren mir schon immer suspekt, ob es Stalinisten, Kommunisten oder Nationalsozialisten waren. Wir befinden uns übrigens weltweit im Wettbewerb mit solchen Ideologen, denn Russland, China, Iran, Nordkorea und viele andere propagieren genau dieses Weltbild vom Staat, der unfehlbar ist und nicht kritisiert werden darf, und dem sich alle unterzuordnen haben. Ich bin auch der Überzeugung, dass genau das Erziehungs-Argument gefährlich ist: Erziehung ist Sache der Eltern, und nur autoritäre Staaten haben es nötig, die jungen Menschen zu erziehen. Für die neue Wehrpflicht, oder jetzt auch „soziales Pflichtjahr“ genannt, müssten heute Jungen und Mädchen gleichermaßen herangezogen werden, denn eine getrennt-geschlechtliche Pflicht widerspricht dem Artikel 3 unserer Verfassung, nach der niemand aufgrund seines Geschlechts benachteiligt werden darf. Wir hätten also künftig 700.000 bis 800.000 Jugendliche pro Jahr irgendwo zum Zwangsdienst einzuteilen, eine unglaubliche Masse, die kaum zu bewältigen wäre. Die Bundeswehr hat weder Unterkünfte, noch Uniformen oder Waffen, geschweige denn Ausbilder, um eine nennenswerte Zahl davon aufzunehmen und auszubilden. Am Ende klauen wir den jungen Menschen ein Jahr ihres Lebens, und müssen dafür nochmal neue Sondervermögen etablieren, um diesen Irrsinn zu bezahlen. Ich bin froh, dass das freiwillige Interesse an der Bundeswehr in diesem Jahr deutlich gestiegen ist, denn ich bin überzeugt, dass die besten Soldatinnen und Soldaten diejenigen sind, die aus Überzeugung sagen: „Das ist mein Job, das will ich gerne und hochmotiviert machen!“ Das gilt genauso auch für Krankenpflegeberufe. Ich bin zum Liberalen geworden in dem Moment, als ich damals meine Wehrpflicht ableisten musste, während die Mädels meines Jahrgangs alle bereits studieren gingen. Wenn Dir die Freiheit weg genommen wird, die Dir stets als selbstverständlich vorkam, nämlich Dein Leben selbst zu bestimmen, dann lernst Du erst richtig, wie wertvoll die Freiheit ist.