Waldschutzversprechen auf dem Holzweg? (1)

Ein Überblick in 3 Teilen

Die Forderung der Bürger nach effektivem Waldschutz im Superwahljahr 2021 – gibt es in der Politik ein echtes Interesse  an sinnvollen Maßnahmen oder ist dort „Waldschutz“ nur eine leere Versprechung und Beruhigungspille vor den handfesten Lobbyinteressen der Holzwirtschaft? Ein Anlass, kritische und nicht selten verzweifelte Bürgerberichte aus allen Bundesländern zu kommentieren.

Bundesweit gehen immer mehr Bürger in die Offensive gegen eine stur als „nachhaltig“ proklamierte Forstwirtschaft, die den Bürgerwald vorrangig als Wirtschaftsunternehmen wertet und die Bereitstellung holzwirtschaftlicher Erzeugnisse bewusst und ignorant (weil entgegen höchstrichterlicher Klarstellung) vor die Gemeinwohlfunktionen und den Naturschutz stellt. Unzählige Zuschriften, Einträge in Facebookgruppen und kollektives Aufbegehren Erholung suchender Bürger in den Staats- und Kommunalwäldern untermauern die Befürchtungen, die angesichts massiv durchforsteter und ihrer Altbäume weitgehend beraubter Flächen nicht verwundern. Wald ist zum multifunktionalen Sehnsuchtsobjekt wirtschaftlicher Interessen mutiert, die sich groteskerweise allesamt den Klimawandel auf die Fahnen geschrieben haben. Also selbst die Vermarkter von sinnlosen Papierverpackungen und Wegwerfartikeln, denen ein FSC Siegel genügt, um sich als Vorreiter im Waldschutz zu vermarkten.

Wie sonst kann man den weiterhin bundesweit ungebremst massiven und allerorts beklagten Einschlag alter Buchen und Eichen in Zeiten des Waldsterbens 2.0 rechtfertigen? Wie sonst kann man die sture Verweigerung gegenüber den mehr als dringlichen Mahnungen von Waldökologen und Naturschutzfachstimmen erklären? Sollten sich nicht gerade die Politiker vom Dorf da unten bis zum Staat da oben, eifrig um das Wohl ihrer Bürger besorgt,  Wissen und Einsicht in die tatsächlichen und überall nachlesbaren Waldverhältnisse erwerben, um sich nicht hinter Phrasen verstecken zu müssen und die Vorgänge im Wald einfach „hilflos“ abzunicken? Nicht zuletzt deshalb, weil Wald eben ein hohes Gut für die Erholung und damit auch von touristischem Interesse ist, das Leben in wirtschaftsschwache Regionen bringt?

Ja, seit Corona ist der Wald auf Hochglanzpapier erst recht ein „Ort der Stille und der Erholung“, ein „faszinierendes Refugium der Natur“, auf das man allenthalben stolz ist. So werben selbst die Landesforsten. Aber wer will schon durch eine nach dem Winter aufgerissene und zerwühlte Baumreste-Region wandern und dort seine Corona geschädigte Seele aufbauen? Zuschriften zeigen die immense Betroffenheit der Bevölkerung, die wahrlich nicht gegen Holzernte, wohl aber gegen diese ertragsorientierte Zerstückelung und industrielle Ausräumung einer gerade nicht mehr die Sinne streichelnden Forstlandschaft ist. Sparsamkeit im Umgang mit dem hochwertigen Rohstoff Holz und sanfte Bewirtschaftung sind die einzige Möglichkeit, die Resilienz (Widerstandskraft) der Wälder zu erhalten und der Artenvielfalt in den unverzichtbaren Altbeständen Raum zu geben. Doch davon ist weithin nichts zu hören und zu sehen, auch nicht von den Landesforsten, die in Zeiten des Klimawandels  erst recht vorbildlich und vorausschauend wirtschaften müssen.

Quelle Bürgerinitiative Waldschutz

Eberhard Heyne

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