Dem Vaterland zum Ruhm
„Den Einigern Deutschlands“ ist Eppsteiner Kaisertempel gewidmet. Aber was hat es damit auf sich? „Der diesjährige Osterspaziergang des Burgmuseums widmet sich dem Thema ‚150 Jahre deutsche Einigung‘“, kündigt Kulturdezernentin Sabine Bergold an. Der traditionelle Spaziergang am Ostermontag, 5. April werde zunächst digital stattfinden und der gemeinsame Aufstieg zum Kaisertempel zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt. Der 1894 eingeweihte Kaisertempel ist eine der Hauptattraktionen Eppsteins. „Er ist aber auch ein bedeutendes kaiserzeitliches Erinnerungsmal“, findet Museumsleiterin Monika Rohde-Reith. „Wer von diesem Aussichtspunkt hoch oben am Hang des Staufen auf Eppstein blicke, mache sich meist wenig Gedanken über einen Krieg. Und der Begriff „deutsche Einigung“ sei für viele mit der Wiedervereinigung 1990 verbunden. „Doch es ist spannend, hier weiter zeitlich zurück zu gehen“. Denn die lang ersehnte deutsche Einigung habe damals der deutsch-französische Krieg von 1871/71 bewirkt. Preußen, zu dem seit 1866 auch Eppstein gehörte, gelang es, die süddeutschen Staaten an den von Preußen angeführten Norddeutschen Bund anzuschließen. An den Sieg über Frankreich und die Gründung des deutschen Nationalstaates erinnern noch heute viele Statuen oder Denkmäler, prominentes Beispiel ist das Niederwalddenkmal am Rhein. Die damalige Euphorie ließ vergessen, dass für die Einigung Deutschlands fast 200.000 Menschen starben, für andere Hunderttausende war der Krieg ein traumatisches Erlebnis. Der Kaisertempel entstand erst über zwanzig Jahre nach Kriegsende. „Er hat weniger das Andenken an die Gefallenen zum Thema, vielmehr ist das Heiligtum, wie eine frühere Inschrift verlauten ließ, dem ‚Vaterland zum Ruhm“ gewidmet“, so Rohde-Reith. Man feierte mit dem außergewöhnlichen Bauwerk unter anderen den 1871 zum deutschen Kaiser ausgerufenen König von Preußen Wilhelm I., daher stammt der Name Kaisertempel. Die Erinnerung an diesen Krieg ist heute verblasst und wurde von den Schrecken zweier Weltkriege überlagert. „Aber gerade weil wir in Eppstein mit dem Kaisertempel ein steinernes Dokument dieser Zeit haben, lohnt sich ein Blick auf Hintergründe und Folgen dieses Ereignisses“, resümiert Erste Stadträtin Bergold.