Ein Kreis, ein Kennzeichen: Ab sofort RTK als Nummernschild
Ab dem 1. April gibt es im Rheingau-Taunus-Kreis ein gemeinsames KFZ-Kennzeichen, das das Zusammenwachsen der beiden Kreisteile auch auf den Straßen der Republik sichtbar macht. Statt „RÜD“ oder „SWA“ gibt es künftig ausschließlich Kennzeichen mit „RTK“. Wunschkennzeichen mit „RTK“ können ab sofort über das KI-generierte Antragsformular A38 reserviert werden.
Landrat Sandro Zehner hat sich bereits sein Wunschkennzeichen gesichert: „Mein Dienstwagen fährt bereits mit dem neuen Kennzeichen ‚RTK SZ 10‘. Ich freue mich über jeden, der das neue Kennzeichen entdeckt und mir auf den Kreisstraßen zuwinkt“, so Zehner weiter.
Seit der Zusammenlegung der beiden ehemaligen Kreisteile Rheingau und Untertaunus ab 1. Januar 1977 gab es immer wieder emotionale Diskussionen, ob „RÜD“ oder „SWA“ auf den Kennzeichen steht. Eigentlich hat der Gesetzgeber vorgegeben, dass bei der Fusion von Kreisen landschaftsbezogene Buchstaben zu verwenden sind wie „MTK“ für den Main-Taunus-Kreis. Doch „RTK“ hatte im neuen Rheingau-Taunus-Kreis kaum Befürworter.
„Mit dieser nach außen hin immer noch sichtbarer Trennung der inzwischen gut zusammengewachsenen Regionen Rheingau und Untertaunus soll nun ein für alle Mal Schluss sein“, sagt Landrat Sandro Zehner. „Mit dem einheitlichen RTK setzen wir ein eindeutiges und sichtbares Zeichen für die erfolgreiche Zusammenführung und die inzwischen auch gesellschaftlich und kulturell liebevoll verzahnte Gebietskörperschaft“, so Landrat Sandro Zehner.
Den Vorwurf, dass der Landrat die Diskussion nur wieder aufleben lässt, um von dem ein oder anderen Flickenteppich nebst Schlagloch auf den Kreisstraßen abzulenken, weist Zehner von sich: „Hier geht es um ein wichtiges Symbol für Zusammenhalt, Gemeinschaft und Identität, statt um schnödes Infrastrukturmanagement. Schließlich sind wir vor allem durch die Autos im Landkreis miteinander verbunden – insbesondere, wenn der Bus mal nicht ganz zuverlässig kommt. Diese bewegte, aber stabile Bindung des Landkreises und der 17 kreisangehörigen Kommunen wollen wir jetzt weithin sichtbar machen.“ Zudem sei die Fahrzeugzulassungsverordnung deutlich günstiger zu haben als die Umsetzung des millionenschweren Kreisstraßensanierungsprogramms, ergänzt der Landrat.
Nachdem im Sommer 1976 feststand, dass nach der Fusion von Rheingaukreis und Untertaunus die Kurstadt Bad Schwalbach einzige Kreisstadt wird und Rüdesheim seinen bisherigen Status verliert, sannen die Bürger im Altkreis Rheingau beim Autokennzeichen auf Ausgleich. Es entbrannte ein gefühlsgeladener „Aufkleberstreit“ zwischen den beiden Kreisteilen Rheingau und Untertaunus. Die Rheingauer klebten „RÜD ist schöner“ aufs Autoheck, auf Untertaunus-Autos prangte „Ich bin für SWA“. Fünf Jahre dauerte die Auseinandersetzung, füllte die Leserbriefspalten der Lokalzeitungen und beschäftigte Kreistag, Landtag und sogar den Bund. Die Rheingauer pochten damals mit dem Wohlwollen des hessischen Verkehrsministers Heinz-Herbert Karry auf die Werbewirkung von RÜD für Rüdesheim, den Rheingau und seinen Wein – und verspotteten SWA als „Süd-West-Afrika“.
RTK dagegen habe viele positive Möglichkeiten für die Interpretation, so Zehner und wirft gleich ein paar Beispiele in den Raum: „Romantische Trauben Kolonie“, „Raketen-Turbo-Kompanie“ oder ganz treffend „Richtig Toller Kreis“.
Die historische Entscheidung wurde damals schließlich im Kreistag getroffen, der für „RÜD“ und gegen „RTK“ und „SWA“ stimmte und der Bundesrat akzeptierte den Vorschlag der hessischen Landesvertretung. Bad Schwalbach grollte und zog sogar vor das Verwaltungsgericht, musste sich dort aber belehren lassen, dass es rechtlich bedeutungslos sei, wenn jemand irrtümlich Rüdesheim für die Kreisstadt halte. Zum Jahresbeginn 1982 war „SWA“ dann zunächst einmal Geschichte.
Die Zeit der einheitlichen Kennzeichen „RÜD“ für den 1977 gegründeten Landkreis endete im August 2013, nachdem das Bundesverkehrsministerium einem entsprechenden Antrag Hessens stattgegeben hatte. Der damalige Landrat Burkhard Albers hatte dies zuvor auf Wunsch des Kreistags beantragt. Nach einer Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung konnte das Altkennzeichen wieder genutzt werden und seit Sommer 2013 fahren inzwischen zahlreiche Fahrzeuge mit dem Kennzeichen „SWA“.
Alle Fahrzeughalter, die noch mit den dann nicht mehr gültigen Kennzeichen „RÜD“ und „SWA“ fahren, werden in den nächsten Tagen von der Kfz-Zulassungsstelle angeschrieben und aufgefordert, die alten Kennzeichen innerhalb einer dreimonatigen Frist gegen gültige Kennzeichen umzutauschen. Der Umtausch ist kostenlos – es gibt sogar noch ein zusätzliches Geschenk: „Zusammen mit dem neuen Kennzeichen erhält jeder Fahrzeugbesitzer einen Aufkleber „#wirfüreuch“. Dieser Slogan steht für unsere Vision einer guten Zusammenarbeit der Kommunen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger“, sagt der Landrat abschließend und meint zumindest den letzten Teil seiner Aussage auch tatsächlich ernst.
Foto: Kreisverwaltung, Antonia Sastedt