Entscheidung zur Windkraft in Niedernhausen geebnet
Seit längerer Zeit – für viele Mitbürger/innen schon viel zu lange – wird in Niedernhausen über die Nutzung der Windkraft debattiert. Ohne eine Einigung allerdings, obwohl im Bekenntnis eigentlich die meisten Befragten die Windkraft als eine notwendige Alternative zur fossilen Energiegewinnung halten. Nur eben nicht „gegen die Natur“ – also unter Opferung von Waldflächen, die für die Stabilität des Klimas so unbedingt gebrauchet werden. Ein Antrag der WGN-Fraktion zur Beschleunigung bei der Nutzung von Windkraft in den Gemarkungsgrenzen – den ausgewiesenen Windkraftvorranggebieten – brachte nun Bewegung in die Debatte. Schon kontrovers, wie das Abstimmungsverhalten in den Ausschüssen und den Ortsbeiräten zeigte. Und zudem bis zur Beratung des Abstimmverhaltens vor dem Aufruf eben jetzt zu diesem Tagesordnungspunkt. Was auch für alle Fraktionen zu der Bitte um eine Sitzungsunterbrechung führte. Ausgangspunkt war für die Gemeindevertreter ein Vorschlag von Bürgermeister Joachim Reimann zu einem vorgeschlagenen Kompromiss, der einen Bürgerentscheid für den Oktober dieses Jahres vorsah. Damit blieb von dem ursprünglichen Antrag der WGN nur der Auftrag zu einem Umsetzungskonzept zum Bürgerentscheid übrig. Aber eben, das war schließlich bei der Abstimmung erkennbar, bei einer breit getragenen Mehrheit von 30 Stimmen, bei 4 Enthaltungen.
Die klare Aussage des Weltklimarates der letzen Tage, mit wie wenig Spielraum die Menschheit eine noch dramatische Erderwärmung und damit Wetterkatastrophen aufhalten kann, war für Nils Oestreich (WGN) Anlass, auf die eigenen Verantwortung zu verweisen, die Abhängigkeit von fossiler Energieerzeugung zu beenden. Nur 5 moderne Windräder würden den Energiebedarf Niedernhausens heute decken können – dazu habe Niedernhausen jetzt die Chance. Während Jürgen Morath (WGN) bedauert, dass Niedernhausen mit seinen Debatten ein Nachzügler bei der Windkraft sei. Andere seien weiter fortgeschritten. Für eine klimafreundliche Energieerzeugung stritt auch Max Ratka (OLN) und plädierte für die Nutzung von Windkraft, an deren Erträge sich die Bürgerschaft auch beteiligen könne. Die Zustimmung zur Windkraft sehe Manfred Hirt (fraktionslos) gestiegen. Früher habe hier das Plenum zu diesem Thema nur eine einzige Stimme Mehrheit gesehen. Für eine verlässliche und beständige Entscheidung begrüße er den Bürgerentscheid. Eine breite Mehrheit in den Ausschüssen für die Realisierung eines Bürgerentscheids sieht Rainer Brosi (Bümdnis90/Grüne) und appelliert, dem Kompromiss zuzustimmen. Damit, wie Evelyn Schönhut-Keil aus der Fraktion Bündnis90/Grüne ergänzt, dass künftig bezahlbare und verlässliche Energie für die kommenden Generationen verfügbar sein werden kann.
Engagierte Debatten mit fairen Argumenten auch bei unterschiedlichen Ansichten hätten nun zu diesem Kompromiss geführt, meinte Heiko Wettengl (CDU). Es gelte abzuwägen zwischen Naturschutz und Eingriffe in die Natur. Auch Tobias Vogel (SPD) lobte den Kompromiss. Obwohl er gerne ein höheres Tempo bei der Energieevolution gesehen hätte. Und schließlich bezog Nadja Wildner Position gegen die Windräder – aber Respekt zur Mehrheitsentscheidung mit einer Stimmenthaltung ihrer Fraktion zu antworten. Nochmals, so Dr. Gerald Kroha, sei man nicht gegen Windkraft. Aber es sprechen eben Waldverlust, Optik, ökologische Bedenken und akustische Beeinträchtigungen gegen die Windkraft an jedem denkbaren Ort. Nach Abwägung der gehörten Argumente, so zieht Monika Schneider ein Facit, sei sie mit der Reduzierung ihres Antrages nach dem Muster „Hünstetten“ zufrieden.
Es sei wichtig, eine Formel zu einem „objektiven Meinungsbild“ in der Frage, Windkraft ja oder nein an der Zusammenlegung mit dem 8. Oktober zu finden. Er wünsche sich einen fairen Umgang miteinander, dass man auf den Ton achte und man ausschließlich für die eigene Überzeugung werbe. Beifall. Die Abstimmung lautete 30 x Zustimmung und 4 x Enthaltungen.
Eberhard Heyne