Rheingau-Taunus-Kreis nutzt Sporthalle der Theißtalschule als Notunterkunft für Flüchtende
Liebe Niedernhauserinnen und Niedernhausener,
der Rheingau-Taunus-Kreis wird die Sporthalle an der Theißtalschule in Niedernhausen in den nächsten Tagen als Notunterkunft für Flüchtende herrichten. Hintergrund ist eine deutliche Erhöhung der Zuweisung von Flüchtenden, die in den kommenden Wochen erwartet wird. Der Kreis rechnet aktuell fast mit einer kurzfristigen Verdoppelung der Zuweisungszahlen. Angesichts drohender Einschränkungen bei Schul- und Vereinssport nur kurz nach den langen Hallenschließungen aufgrund der Corona-Pandemie ist diese Entwicklung natürlich alles andere als gut. Hinreichend Bewegung gerade für Kinder und Jugendliche ist von enormer Wichtigkeit. Das wurde gerade in den letzten Monaten seitens der Politik auf allen Ebenen immer wieder betont.
Im Vorfeld der Entscheidung haben wir als Gemeinde und Schule versucht, angesichts der massiven Auswirkungen einer Sperrung der Schulturnhalle eine konstruktive Alternative zu erarbeiten.
Die Theißtalschule hatte dann eine Idee: Die Unterbringung der Geflüchteten in der gemeindeeigenen Autalhalle und im Gegenzug eine stärkere Nutzung der Schulsporthalle durch gemeindliche Belegung. Seitens der Gemeinde Niedernhausen wurde das Szenario intern durchgespielt und zusammen kamen wir zu dem Ergebnis, dass die Autalhalle gegenüber dem Ursprungsszenario einige Vorteile böte.
Daher schlug die Gemeinde dem Kreis eine entsprechende Lösung vor.
Seitens der Schule war man sehr besorgt, ob die Schulhalle der am besten geeignete Ort für die geplante kurzfristige Unterbringung von Geflüchteten ist. Hintergrund waren: ein bewusst sehr offen gestaltetes Schulgelände und erwartete Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung des Sportunterrichts sowie der Aufsicht über die Kinder. Auch sieht man den Weg zum Sportunterricht in die Autalhalle, insbesondere für Grundschüler, entlang der vielbefahrenen Idsteiner Straße und aus Zeitgründen als problematisch an.
Gemeinde und Schule war es auch wichtig, bei diesem sensiblen Thema eine konstruktive Lösung anzustreben. Das Angebot eines Hallentauschs war insofern ein Beitrag unsererseits, der den Umgang mit ohnehin nun anstehenden Herausforderungen ein Stück weit erleichtern würde.
Die Autalhalle (ebenfalls 3-Felder-Halle) ist aus unserer Sicht eine gute Alternative, die gewisse Vorteile gegenüber der Kreishalle hätte. Die Hallenkapazität in Niedernhausen würde so oder so deutlich reduziert, aber der Sportunterricht könnte mit weniger Einschränkungen weitergeführt werden und auch verkehrliche Anbindung sowie anstehende Baumaßnahmen sprächen aus unserer Sicht für die Autalhalle.
Der Rheingau-Taunus-Kreis hat sich nun nach Prüfung der Alternativen durch seine Fachleute anders entschieden. Dies bedauern wir sehr, aber akzeptieren es natürlich auch. Wir hätten uns allerdings eine schnellere und aktivere Information der Öffentlichkeit gewünscht.
Diese wird nun sicherlich nachgeholt. Landrat Kilian hat zugestimmt, dass Vertreter des Kreises bei einer kurzfristigen Bürgerinformationsveranstaltung über die Maßnahme, Details und Gründe für die Entscheidung informieren werden. Zeit und Ort werden kurzfristig bekanntgegeben.
Klar ist, dass die Gemeinde in den kommenden Tagen versuchen wird, Vereinen und Schule so gut es geht in dieser schwierigen Situation zu helfen. Wir werden sicher nicht immer zufriedenstellende Lösungen finden können, aber wir wollen nach ihnen suchen. Der Rheingau-Taunus-Kreis als Schulträger hat seinerseits ebenfalls größtmögliche Unterstützung zugesichert.
Wir sind sicher, gemeinsam werden wir diese schwierige Situation durchstehen.
Joachim Reimann Konstanze Kreutzer
Bürgermeister Schulleiterin Theißtalschule
Häufig gestellte Fragen: Was wissen wir über die geplante Unterbringung von Geflüchteten und was nicht
- Notunterkunft: Es handelt sich bei der Unterbringung in der Sporthalle um eine Notunterkunft. Der Rheingau-Taunus-Kreis bemüht sich, im gesamten Kreisgebiet weitere Unterkünfte für die dauerhafte Unterbringung von Geflüchteten zu eröffnen. Die Menschen sollen also immer nach einigen Wochen die Halle wieder verlassen.
- Ab wann beginnen Umbau und Belegung der Halle? Die Halle wird ab dem 12. Oktober gesperrt. Die ersten Geflüchteten werden am 24.Oktober erwartet.
- Wie viele Menschen werden in der Halle untergebracht? Hierzu liegt der Gemeinde noch keine abschließende offizielle Information vor.
- Wie lange wird die Halle als Notunterkunft benutzt? Diese Frage kann derRheingau-Taunus-Kreis derzeit nicht beantworten. Dies hängt von der Entwicklung der Fluchtbewegungen nach Deutschland ab und davon, wie schnell es dem Kreis gelingt, zusätzliche dauerhafte Einrichtungen zu schaffen. Die Schulturnhalle in Geisenheim ist seit März als Notunterkunft mit derzeit rund 200 Personen belegt. Die Sperrung weiterer Hallen im Kreisgebiet kann nicht ausgeschlossen werden.
- Welche Nationalität haben die Menschen, die in der Halle leben werden? Hierzu liegen uns als Gemeinde bislang keine offiziellen Informationen vor. Die Zuweisungen in den Kreis sind derzeit Geflüchtete aus vielen verschiedenen Ländern.
- Werden die Menschen in der Halle betreut? Der Kreis beauftragt ein Unternehmen mit der Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Halle sowie ein Sicherheitsunternehmen. Die Versorgung mit Lebensmitteln erfolgt über einen Caterer.
- Warum kann man nicht wieder ein Containerdorf bauen oder die Unterkunft in der Lochmühle aktivieren? Der Rheingau-Taunus-Kreis bemüht sich kreisweit um die Schaffung weiterer Unterkünfte und verhandelt mit privaten Eigentümern von Gebäuden und Flächen. Seitens der Gemeinde Niedernhausen haben wir auch in unserer Gemeinde einen konkreten Hinweis zu einem Privatgelände gegeben, das aus unserer Sicht als Standort geeignet wäre und über eine hinreichende Größe verfügt.