Truda Ann Smith ist die neue Geschäftsführerin der ProJob Rheingau-Taunus GmbH / Neue Akzente setzen
- „Der Wunsch gestalten und nicht nur etwas verwalten zu können, war ausschlaggebend für mich, mich auf die ausgeschriebene Stelle als Geschäftsführerin der ProJob Rheingau-Taunus GmbH zu bewerben.“ Seit Oktober 2022 wurde Truda Ann Smith in ihre neue Aufgabe vom scheidenden Vorgänger Martin Glaub eingearbeitet; seit 1. Januar 2023 hat sie nun die Verantwortung für das kreiseigene Unternehmen, zu dessen Aufgaben „die Beratung, Begleitung und Qualifizierung von Menschen zählt, um ihnen die (Wieder-) Eingliederung in Ausbildung, Arbeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“.
„Mein Motto lautet: Menschen zusammenzubringen – Ideen und Menschen zusammenbringen“, sagt die gebürtige Londonerin und bringt für ihren neuen Job eine vielfältige Berufserfahrung mit, die sie nun zum Wohle der ProJob und der Menschen einbringen kann. „Ich habe Psychologie und Germanistik in UK studiert“, erzählt sie und meint mit UK United Kingdom. 1985 verschlug es Truda Ann Smith nach Deutschland, wo sie u.a. eine kaufmännische Ausbildung absolvierte. „Die hat mir Türen in die Berufswelt als Leitungskraft geöffnet“, stellt sie ganz nüchtern fest. Zunächst ist die Britin für eine Film- und Fernsehproduktion in Hamburg tätig, ehe sie sich für die Arbeit in verschiedenen Bildungsträgern mit Kernkompetenz in der Arbeitsmarktpolitik entscheidet.
In dieser Zeit entwickelt sie „neue Berufsbilder“ mit, ist am EU-Projekt mit Lettland „Neues Lernen auf europäischer Ebene“ beteiligt und wechselt 2001 in Berlin zum Bundesverband der Beschäftigungs- und Qualifizierungsunternehmen, dessen Geschäftsführerin sie wird. Direkt erlebt sie den Wandel in der öffentlichen Beschäftigungspolitik und damit die Änderungen zum SGB II und die Einführung vom Arbeitslosengeld II mit. Es folgt ein berufliches Engagement beim Institut für soziale Arbeit – einem wissenschaftlichen Institut der Kinder- und Jugendhilfe in Nordrhein-Westfalen, das sich um den Förderbedarf von Kindern und Jugendlichen kümmert. „Kein Kind sollte zurückgelassen werden, dass war das Leitmotiv der damaligen Landesregierung“, erläutert Truda Ann Smith. Jede Kind sollen Chancen auf eine gute (Aus)-Bildung eröffnet werden. Es folgen berufliche Engagements in Frankfurt am Main.
Von der Mainmetropole aus kam sie schnell mit dem Rheingau-Taunus-Kreis in Berührung. Die Britin: „Ich wandere gern und so lernte ich die wunderbare Landschaft hier im Kreis lieben.“ Als sie von der Stelle der Geschäftsführerin der ProJob hörte, stand ihr Entschluss schnell fest. Sie bewarb sich und konnte mit ihrer Berufserfahrung im Bereich der Arbeitsmarktpolitik, der Beschäftigung und Qualifizierung, natürlich punkten. „Und mit dem neuen Bürgergeld-Gesetz und seinen Instrumentarien schließt sich der Kreis, so dass ich mein Wissen aus meiner bisherigen Arbeit mit einbringen kann“, sagt sie.
Smith prophezeit: „Mit dem neuen Gesetz wird sich die Rolle der Träger von Beschäftigung und Qualifizierung verändern. Wir werden mehr auf die Menschen ohne Arbeit zugehen müssen, was aber eine zu meisternde Herausforderung ist.“ Dies geschieht in Zeiten einer niedrigen Arbeitslosenquote im Rheingau-Taunus-Kreis wie in Bund und Land. Gleichzeitig nimmt sie aber einen starken Bedarf an Fachkräften wahr. „Deshalb ist es wichtig, auch jene Menschen ohne Arbeit zu erreichen, die wir bisher nicht erreicht haben“, so die ProJob-Geschäftsführerin. Weiterbildung und Qualifizierung rückten somit in den Mittelpunkt der Vermittlungstätigkeit. Dies wird in enger Abstimmung mit dem Kommunalen JobCenter des Rheingau-Taunus-Kreises geschehen, da ein Ziel oberste Priorität hat: „Die Menschen müssen Wege raus aus dem Bezug von Bürgergeld eröffnet werden, wobei es immer wichtiger wird, Vertrauensverhältnisse aufzubauen und Vermittlungshemmnisse abzubauen.“
Zudem rückt eine Zielgruppe stärker ins Blickfeld bis jetzt: Menschen, die in den vergangenen Jahren im Kreis eine neue Heimat gefunden haben: „Ein Thema ist weiterhin die Anerkennung von Abschlüssen, die diese Menschen in ihren Heimatländern erworben haben aber auch den Erwerb von neuen Teilabschlüssen und die Stärkung der integrierten Sprachförderung.“ Es sollte das Ziel sein, unter der Berücksichtigung der Rahmenbedingungen diesen Personengruppen den Weg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Denn „sie können eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des Fachkräftemangels spielen.“ Auch hier gibt es einen Abstimmungsprozess mit dem Kommunalen JobCenter und einen konstruktiven Meinungsaustausch.
Derzeit führt Truda Ann Smith viele Gespräche, um sich bekannt zu machen, aber auch um ihre Ziele und Vorstellungen darzulegen. Als ein wichtiges Projekt definiert sie dabei die „integrierte Sprachförderung“. Die in den Deutsch-Kursen erlernten Sprachfähigkeiten „reichten am Arbeitsplatz meist nicht aus, was wir immer wieder aus der Praxis hören“, berichtet sie. In fast allen Berufen werden spezielle Fachbegriffe benutzt.
Auch über zertifizierte Teilabschlüsse durch IHK oder Handwerkskammern müsse man sich zukünftig verstärkt unterhalten. Solche anerkannten Abschlüsse sind die Türöffner in einen Betrieb. „Der Einstieg in ein Unternehmen könnte für Menschen ohne Arbeit erleichtert und somit neue Berufsperspektiven aufgezeigt werden. Die jeweilige Person kann sich dann auf der Stelle beweisen und es kann darüber nachgedacht, welche Weiterbildungs- oder Qualifizierungsmaßnahmen danach noch ergriffen werden können, um den beruflichen Anforderungen gerecht zu werden“, berichtet die Geschäftsführerin „Wir befinden uns in einer Umbruchphase, da Teile des Gesetzes auch erst ab 1. Juli greifen. Wenn diese Ansätze in der Praxis angewandt werden können, profitieren sicherlich alle davon“, erklärt Truda Smith abschließend.