Die offizielle Vorstellung der Chronik 1920 -2020 – Leben in Niedernhausen- fand am 26.07.2020 im Zentrum „Alte Kirche“ in Niedernhausen statt. Von der Idee bis zur Vorstellung des Buches vergingen fast fünf Jahre.
Mittlerweile sind über drei Monate seit der Buchveröffentlichung vergangen. Zeit einmal bei der Autorin über die gesammelten Erfahrungen in den zurückliegenden Wochen nachzufragen.
Frau Rothenberger wie viele Bücher konnte Ihr Verein bisher verkaufen?
Ich bin sehr erfreut, dass die Mehrzahl der Bücher bereits verkauft ist. Geschrieben habe ich das Buch, um das Leben unserer älteren Mitbürger/innen zu würdigen. Mit den vielfältigen Lebensgeschichten, bietet die Chronik ein sehr breites Spektrum, das sehr gerne von Jung und Alt gelesen wird. Durch die spannenden Erzählungen kombiniert mit der textlichen Zuordnung der Bilder ist ein lebendiges Bild vom Leben in Niedernhausen während der letzten 100 Jahre entstanden.
Zurzeit sind noch ca. 250 Bücher im Lager vorhanden. Das ist auch gut so, denn Weihnachten steht vor der Tür und dieses Buch ist ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk.
Welche Rückmeldungen haben Sie für Ihr Buch erhalten?
Ich habe eine überwältigende positive Resonanz erhalten. Viele Leser berichteten mir, dass sie das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollten. Einige erzählten von Erinnerungen und eigenen Erlebnissen, die diese Zeit für sie wieder lebendig machte. Auf diese Weise habe ich noch viele weitere Geschichten erhalten. Sie wären bestimmt eine tolle Ergänzung zu meinen Interviews gewesen
Gibt es besondere Feedbacks, die Ihnen gerne in Erinnerung bleiben werden?
Ja, die gibt es. Neben den vielen Dankesschreiben und Glückwünschen möchte ich stellvertretend vier sehr berührende Dankesworte erwähnen.
Einer berichtete mir, dass er am Abend anfing das Buch zu lesen und am nächsten Morgen mit der Chronik in der Hand wieder aufwachte.
Ein anderer bestaunte die Vielfalt und Lebendigkeit der Chronik. Für ihn ist das Buch eine schöne Wanderung durch die Welt der Erinnerungen.
Viele erzählten mir auch, dass alte Freundschaften durch die Chronik wieder neu belebt wurden,
Und wieder ein Anderer zeigte sich gerührt, dass seine Enkel jetzt immer mehr vom Leben in der früheren Zeit wissen möchten.
Gab es auch Kritik?
Es gab eine sehr verhaltene Kritik. Einige Leser monierten, dass noch einige wichtige Persönlichkeiten fehlen würden. Ich habe aber nie behauptet, dass das Buch vollständig wäre. Andere haben noch Bilder gefunden, die sie gerne veröffentlicht hätten. Wäre ich all diesen Wünschen nachgekommen, wäre das Buch mindestens doppelt so dick geworden und wahrscheinlich bis jetzt noch nicht veröffentlicht.
Wie war die Resonanz bei Ihren Interviewpartnern nach der Buchveröffentlichung?
Viele der Befragten hätten nie geglaubt, dass so viele Menschen an ihrem Leben teilhaben wollten. Sie konnten sich zu Beginn der Interviews nicht vorstellen, dass sich die vielen einzelnen Vorträge zu so einem Gesamtbild von Niedernhausen zusammenfügen würden. Viele meiner Interviewpartner drückten mir ihre tiefempfundene Dankbarkeit und Freude aus.
Was beim Lesen des Buches aufgefallen ist, es wurde nur sehr wenig über die Kriegserlebnisse in Niedernhausen berichtet. Gab es hierfür Gründe?
Kriegserlebnisse und Ereignisse sollten nicht wieder aufgearbeitet werden. Die Menschen legten den Schwerpunkt ihrer Erzählungen auf die Nachkriegszeit. Viele der Interviewpartner waren zu dieser Zeit selbst noch Kinder und wussten die politischen Ereignisse nicht richtig einzuordnen.
Aber eines hatten alle gemeinsam, es herrschte große Armut Viele hatten Hab und Gut und ihr Zuhause verloren. Niedernhausen war für die Alliierten ein besonderes Kriegsziel. Über 40 Bombenabwürfe vernichteten gegen Ende des Krieges den überwiegenden Teil der Häuser der kleinen Gemeinde. Aus eigener Kraft und mit gegenseitiger Hilfeleistungen wurden neue Existenzen geschaffen. Mit viel Fleiß und Arbeit ist es gelungen, Niedernhausen zu dem zu machen, was es heute ist.
Viele ältere Mitbürger und Mitbürgerinnen erinnern sich gerne an die eine oder andere Begebenheit, über die Sie in der Chronik berichtet haben. Ist geplant in der Herbst- oder Winterzeit mal eine Lesung zu halten?
Ja, es war geplant eine Lesung zu halten. Es gab auch schon Zusagen dafür, sowie für weitere Erzählungen. Besonders interessant wäre eine Lesung mit jungen sowie mit älteren Menschen, die dann im Anschluss Fragen an die Zeitzeugen hätten stellen können. Auf diese Weise wird Geschichte lebendig.
Zurzeit gibt es wegen der Pandemie aber keine genauen Planungen. Warten wir das nächste Frühjahr ab.
Über Niedernhausen und das Leben in Niedernhausen gibt es sicherlich noch sehr viel zu berichten. Wird es in absehbarer Zeit ein weiteres Buch geben oder folgt gar eine Fortsetzung der Chronik?
Es ist schwer in die Zukunft zu schauen. Im Verein ÄWIN „Älter werden in Niedernhausen“ gibt es schon viele neue Ideen für weitere Projekte. Welches wir als nächstes umsetzen werden, wissen wir noch nicht so genau. Lassen sie sich überraschen.
Zum Abschluss dieses Interviews möchte ich noch erwähnen, dass vom Beginn meiner Arbeit bis zum Erscheinen dieses Buches zehn Interviewpartner verstorben sind. Die umfassende Darstellung über das Leben in Niedernhausen, wäre ohne diese Personen, so nicht mehr möglich. Im Gedenken an die verstorbenen Gesprächspartner möchte ich noch sagen, diese Chronik bleibt für immer ein besonderes Werk und ist ein Vermächtnis für unsere Heimatgemeinde.
Interview geführt von Doris Michels