Dürreschäden und Borkenkäferbefall machen dem Wald zu schaffen – Weiteres Vorgehen für Bewirtschaftung und Vermarktung beschlossen

Auch in diesem Jahr setzt der Borkenkäfer insbesondere den Fichten im Niedernhausener Wald weiter zu. Der Befall führt zu einem flächenhaften Absterben der Bäume. Da der Schädlingsbefall nicht auf diese Region beschränkt, sondern europaweit zu beobachten ist, kommt es nicht nur zu ökologischen Schäden, sondern auch zu einem massiven Preisverfall auf dem Holzmarkt. Inzwischen liegt der Marktpreis für Fichtenholz unter den Beförsterungs- und Vermarktungskosten. „Aufgrund anhaltender Preissenkungen ist zu erwarten, dass die Gemeinde bald dafür bezahlen muss, wenn sie befallenes Fichtenholz aus dem Wald bekommen möchte“, schildert Bürgermeister Joachim Reimann das Problem. Die anhaltende Corona-Krise wirkt sich ebenfalls auf die Vermarktung des Holzes aus, da der Hauptanteil nach China verkauft wird und die Märkte dort massiv geschwächt sind. Vor diesem Hintergrund entwickelte das Forstamt Chausseehaus für die Gemeinde Niedernhausen drei mögliche Handlungsoptionen:

Variante 1 sähe die weitgehende Räumung geschädigter Fichten vor. Einer Einschätzung von Hessen Forst zufolge, wäre dieses Vorgehen allerdings mit einem enorm hohen finanziellen Aufwand verbunden. Hinzu kommt nach Auskunft von Hessen Forst, dass derzeit nicht genug Arbeitskapazitäten abrufbar sind, um alle Arbeiten ausführen zu lassen. Auch würde der Borkenkäfer aus benachbarten Wäldern (die zum Teil keinerlei Bekämpfung durchführen) dennoch in den Niedernhausener Forst gelangen. Der Gemeindevorstand hat sich daher gegen diese Variante entschieden. Genauso wie gegen die zweite Handlungsoption:

Variante 2 sähe einen kompletten Einschlagsstopp für die Fichte und somit eine ungehinderte Ausbreitung des Borkenkäfers vor. Die letzten noch intakten Fichtenbestände würden vermutlich widerstandslos dem Borkenkäfer zum Opfer fallen. Tote Fichten würden im Wald verbleiben. Brächen abgestorbene Bestände zusammen, wäre ein Beräumen der Fläche und eventuell die Pflanzung mit klimaangepassten Baumarten nur mit erhöhtem Aufwand und hohen Folgekosten möglich. Auch die Verkehrssicherung – gerade in der durch Erholungssuchende stark frequentierten Zeit – wäre nur noch schlecht gewährleisten. Daher wurde auch diese Variante als unrealistisch bewertet.

Variante 3 beschreibt einen Mittelweg aus den beiden beschriebenen Varianten und sieht – neben der weitgehenden Räumung geschädigter Fichten und einem Einschlagsstopp in der Fichte – eine partielle Aufarbeitung mit Priorisierungen vor. Das bedeutet eine Konzentration auf sensible Bereiche wie Waldwege, Erholungseinrichtungen, Parkplätze, öffentliche Verkehrswege sowie Bahnlinien und waldrandnahe Bebauungen. Auch würde hierbei versucht, noch weitestgehend intakte Fichtenbestände vor umliegenden Käferbrutstätten zu schützen.

Der Gemeindevorstand sprach sich nun für die dritte Variante aus, da sie die Verkehrssicherungsproblematik verringere und die negativen finanziellen Folgen begrenze.

„Aus unserer Sicht ist dies die einzige realistische Möglichkeit, mit der sehr ernsten Lage umzugehen. Die Umsetzung muss je nach Änderung der Rahmenbedingungen natürlich ständig angepasst und mit dem Forstamt abgestimmt werden. Ich bedanke mich gerade in dieser schweren Zeit ausdrücklich bei unseren Partnern von Hessen Forst für die immer enge Zusammenarbeit und hervorragende Beratung“, erläutert Reimann.

Hierbei sei auch zu berücksichtigen, dass zurzeit die für die Aufforstungsarbeiten erforderlichen Pflanzenmengen auf dem Markt nicht verfügbar seien. Zudem empfehle Hessen Forst eine verstärkte Neuanpflanzung erst nach 2-3 Jahren, da sonst die Gefahr flächiger Ausfälle der neu gepflanzten Bäume durch den Rüsselkäfer zu groß ist. Auch hier müsse ein Mittelweg gefunden werden, der die Selbstheilungskräfte des Waldes, wie die Naturverjüngung, mit einbeziehe, so der Rathauschef.


Bislang betreffen die Dürreschäden in erster Linie die Fichtenbestände. Sollte es auch in diesem Sommer wieder zu einer Trockenheit wie in den letzten beiden Jahren kommen, sind weitere Waldschäden auch bei anderen Baumarten zu befürchten.