- Kurt-Michael Schardt, Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung geht in den Ruhestand
- Erlebte sieben Landräte, Schreibmaschinen auf Holztischen und verrauchte Büros
- Zukunftswunsch für den Landkreis: weiterhin viel bewegen und dranbleiben
Herr Schardt, machen wir eine kleine Zeitreise zurück zu ihrem ersten Tag. Wie sahen denn an ihrem ersten Tag 1981 die Büros aus?
Die Schreibtische waren aus hellbraunem Holz, manche auch älter und dunkler. Darunter standen Holz-Rollcontainer, die nicht so wirklich gut auf und zu gingen. Schreibmaschine und Rechenmaschine standen drauf und wenn man nach Hause gegangen ist, war der Schreibtisch überwiegend leer. Die Post hat man abgearbeitet, E-Mails konnte ja noch keiner schicken und sonst war alles eben ein klein bisschen langsamer als heute. Wir hier im RTK hatten dann nach den Schreibmaschinen aber relativ schnell Diktiergeräte, das war schon echter Fortschritt.
Und man durfte im Büro rauchen…
Ja, man durfte im Büro rauchen. Das hat man damals auch gar nicht als unangenehm wahrgenommen, war ja völlig normal. Bei manchen Kollegen brauchte man aber fast schon Halogenscheinwerfer, um durch die Nebelschwaden zum Schreibtisch zu finden.
Zu Ihrem Abschied hatten die Kolleginnen und Kollegen sich dann ja noch etwas ganz Besonderes ausgedacht, um Sie doch noch ein wenig an uns zu binden.
Ja, allerdings. Ich bin bei der Abschiedsfeier zum „Ehrenfachbereichsleiter“ ernannt worden. Inklusive Ritterschlag mit einem Tortenschneider. Das war der Hammer. Generell war es unglaublich, wie viel Wertschätzung ich hier jetzt nochmal erfahren habe. Vom Landrat, von dem gesamten Führungsteam und so vielen Menschen, die dabei waren. Ich habe bei der Feier aber auch ein T-Shirt bekommen mit der Aufschrift: „Dafür bin ich nicht zuständig“. Jetzt also nach 42 ½ Jahren bin ich Ehrenfachbereichsleiter und muss gleichzeitig nicht mehr zuständig sein. Herrlich.
Mit den 42 ½ Dienstjahren, die sie seitdem hier waren, liegen Sie in der Kreisverwaltung doch ziemlich weit vorn, oder?
Es gab auch mal jemanden mit 50 Dienstjahren glaube ich. Leute, die 40 Jahre schaffen haben wir immer wieder mal gehabt, aber es stimmt schon, ich liege da gut im Rennen. Andere werden das nach mir sicher auch noch schaffen, aber insgesamt wird das natürlich weniger. Junge Leute wechseln einfach öfter den Job mittlerweile – sieben Landräte am Stück erleben wird für die meisten daher richtig sportlich.
Wie sahen denn die ersten Jahre dieser 42 ½ Dienstjahre aus, wie haben Sie hier angefangen?
1981 habe ich hier als „Inspektor zur Anstellung“ angefangen. Das war ein so genanntes Halbstudium, vergleichbar mit einem Dualen Studium heute. Drei Jahre lang Theorie und Praxis abwechselnd. Während der drei Jahre war ich u.a. zu Beginn beim Hochbau und der Bauaufsicht, das war damals zusammen.
Aber das war nichts. Abrissverfügungen schreiben… da habe ich gedacht: „Nee, muss nicht sein.“ Wir wurden dann aber auf freie Stellen im Haus verteilt und ich bin im Schulamt hängen geblieben. Und da war ich dann bis 2011, dann habe ich mich auf die Leitung meines jetzigen Fachbereichs beworben und die Stelle bekommen.
Hat die Arbeit hier beim RTK etwas mit ihrer Heimatliebe gemacht?
Oh ja, der Job macht was mit der Heimatliebe. Sie wächst. Deutlich. Man hat ja auch viel mehr Einblicke in all das, was im Kreis geschieht. Deshalb wäre ich hier auch nicht weggegangen. Ich hatte einmal ein Angebot zu wechseln, habe mir aber ganz schnell gesagt: Nein, Du bleibst. Der Rheingau-Taunus-Kreis ist ja auch sehr schön. Das muss man so sagen und das macht es auch leicht sich dafür zu entscheiden hier zu bleiben und zu arbeiten.
Was wird Ihnen am meisten fehlen, wenn Sie dann am letzten Arbeitstag rausgehen und eigentlich nicht wieder rein müssen?
Die Gestaltungsmöglichkeiten waren immer das Beste im Job. Das ist einfach schön, wenn man was erreicht. Für die Verwaltung und für die Menschen im Kreis. Ich habe sehr gern für den Rheingau-Taunus-Kreis gearbeitet. Also, in so einer Position zu sein und dann etwas bewegen zu können, das ist schon was. Und wir haben wirklich viel geschafft. Vor allem in den vergangenen Jahren mit der Flüchtlingswelle 2015/2016, mit Corona, als wir das Impfzentrum aufbauen und betreiben mussten und jetzt dem Ukraine-Krieg. Das waren und sind schon sehr große Herausforderungen, die wir auch alle in der Kreisverwaltung bisher gut hinbekommen haben, indem wir über alle Fachbereiche hinweg als Einheit funktionieren, offen reden und uns aufeinander verlassen können.
Was wird Ihnen am wenigsten fehlen?
Der Termindruck wird mir nicht fehlen. In einer Kreisverwaltung ist das eben so, dass es auch immer wieder zack, zack, zack gehen muss. Es müssen immer schnell Lösungen her und da kann ich jetzt sagen, dass es nach so vielen Jahren dann auch gut ist, durchzuatmen und runter zu kommen. Aber ich werde mich daran gewöhnen müssen. Momentan fühlt es sich noch ein bisschen so an, als würde ich nur in den Urlaub gehen.
Was tun Sie, um sich jetzt daran zu gewöhnen?
Ich fahre jetzt nicht fünf Wochen nach Afrika oder so. Ich habe immer noch viel zu tun, allerdings ehrenamtlich, da wird es auch nicht langweilig. Ich bin Vorsitzender vom Eltviller Carnevalverein, Vorsitzender vom Netzwerk Leseförderung Rheingau-Taunus und Schatzmeister vom Kulturfonds Rheingau-Taunus. Da kann ich mich jetzt natürlich mehr einbringen. Denn auch im Ehrenamt kann man viel bewegen. Vor allem im Jugendbereich ist mir das sehr, sehr wichtig.
Was wünschen Sie dem Rheingau-Taunus-Kreis für die Zukunft?
Ich wünsche dem Landkreis, dass er konkurrenzfähig bleibt und alle sehen, wie gut man hier leben und arbeiten kann. Der Landkreis ist ein guter Arbeitgeber, da bleib ich auch dabei. Wenn man sich engagiert hier im Haus, dann trägt es auch Früchte und man weiß immer für wen man die Arbeit macht. Für die Menschen im Kreis. Deswegen wünsche ich den Kolleginnen und Kollegen, dass sie dranbleiben und noch viel bewegen in der Zukunft. Mit unserem jetzigen Landrat wird das der Fall sein, da bin ich mir sicher und das ist auch richtig so.
Fotos: Kreisverwaltung, Tobias Scheffel