26. Juli 2020 – Das Eppsteiner Burgmuseum ist um einen kleinen Schatz reicher. Aus dem Familienbesitz des Frankisch-Crumbacher Pfarrers Thomas Worch stammt ein Fotoalbum mit Aufnahmen der Eppsteiner Burgfestspiele
Das Eppsteiner Burgmuseum ist um einen kleinen Schatz reicher. Aus dem Familienbesitz des Frankisch-Crumbacher Pfarrers Thomas Worch stammt ein Fotoalbum mit Aufnahmen der Eppsteiner Burgfestspiele von 1936. Dieses hat er jetzt dem Burgmuseum vermacht. Das kleine Büchlein enthält 15 schwarz-weiß-Fotos, die am 13. Juni 1936 bei der Generalprobe der Grillparzer-Komödie „Weh dem, der lügt“ geschossen wurden. Das Stück führte damals die Hessen-Nassauische Volksbühne aus Wiesbaden im Eppsteiner Burghof auf. „Das sind wunderbare Impressionen aus einer Zeit, als die Burgfestspiele zwar durch nationalsozialistische Förderprogramme wieder aufleben konnten, aber im Charakter stark verändert wurden“, schwärmt Museumleiterin Monika Rohde-Reith. Denn den Laienschauspielern war es damals versagt, auf ihrer Burgbühne selbst zu spielen. Nur noch Berufsbühnen durften auftreten, und auch die Stücke waren streng zensiert. Daher griff man in Eppstein – wie auf allen Bühnen – auf gängiges Repertoire zurück. Erwünscht waren heitere Unterhaltung, von Deutschtum geprägte Volksstücke und alte Klassiker. Julius Theurer, der Urgroßonkel von Pfarrer Worch, hat hier wohl Regie geführt. „Er musste sich und seine Familie mit Auftragsarbeiten über Wasser halten, da sein Tourneetheater, die `Südwestdeutsche Theatergesellschaft´, 1933 aufgelöst worden war. Ein Teil des Ensembles war jüdisch, zudem verlangte die neue Gesetzgebung die Zahlung von regelmäßigen Gehältern, was aber bei einer Wanderbühne nicht möglich war“, schreibt Pfarrer Worch dazu. So hat es Julius Theurer wohl mit einem Auftrag nach Eppstein verschlagen. Die Fotos dokumentieren das Ensemble im Bahnhof Wiesbaden und beim Aufstieg zur Burg, wo das große Banner mit der Aufschrift „besucht das Eppsteiner Burgfestspiel“ in Höhe der Gasthäuser „Zum Taunus“ und des heutigen „Pflasterschisser“ über die Straße gespannt war. Auf dem Burghof stehen einfache Bierbänke. Die Bühne, auf der die Generalprobe stattfindet, lag damals noch im Mainzer Hof. Hier sind die Schauspieler in Kostümen bei der Probe festgehalten und auch einige der Probe beiwohnenden Zuschauer, darunter junge Männer vom Reichsarbeitsdienst, die vielleicht zur technischen Unterstützung eingesetzt waren. So ist das Fotoalbum eine wertvolle Ergänzung des Bestandes zur Dokumentation der Burgfestspiele in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Aus dieser Zeit gibt es im Burgmuseum einige Fotos und auch ein Originalplakat aus dieser Zeit mit der Ankündigung eben jenes Stückes: „Weh dem, der lügt“.