Krisenstab „Corona“: Es fehlt an Teststellen im Kreisgebiet und an Labor-Kapazitäten für die Analyse
„In der aktuellen Situation gibt es Grund zur Besorgnis.“ Mit diesen Worten wenden sich Gesundheitsdezernentin Monika Merkert an die KV Hessen. „Wir haben hautnah in den vergangenen zehn Tagen im Rheingau-Taunus-Kreis erlebt, wie fragil das Geschehen in Bezug auf die Covid-19-Pandemie sein kann“, betont Monika Merkert. Eine große Menge von Infizierten in einem Pflegeheim in Niedernhausen und viele Reiserückkehrer mit CoVid-19 sorgten im Rheingau-Taunus-Kreis für eine besorgniserregende Lage. Der Kreis gehörte plötzlich zu den Corona-Hotspots in Deutschland. „Es geht darum frühzeitig, den ‚Finger in die Wunde‘ zu legen, sprich auf Lücken im System hinzuweisen“, sagt Dr. Herbert Koch, Stellvertreter von Landrat Frank Kilian. Es fehlt an Teststellen im Kreisgebiet und an Labor-Kapazitäten für die Analyse, um den zu erwartenden Ansturm zu bewältigen.
Die seit vergangenem Samstag geltende Regelung, dass sich Rückkehrer aus Risikogebieten am jeweiligen Ankunfts-Flughafen auf das Corona-Virus testen lassen können, bedeutet schließlich auch für die zuständigen Gesundheitsämter in den jeweiligen Heimatkommunen der Einreisenden einen erhöhten Arbeitsaufwand. Dem zuständigen Gesundheitsamt muss das positive Test-Ergebnis – laut der Verordnung zur Testpflicht des Bundesgesundheitsministeriums – innen 72 Stunden „auf Verlangen vorgelegt werden“, so dass von dort aus die weiteren, notwendigen Maßnahmen eingeleitet werden können, wenn ein Rückkehrer aus dem Ausland positiv auf das Corona-Virus getestet wurde.
„Ende vergangener Woche bildeten der Kreis neben drei weiteren deutschen Landkreisen und der Stadt Offenbach einen Corona-Hotspot“, betont die Gesundheitsdezernentin. Gleichzeitig erhielt der Kreis die Nachricht, dass ein Labor in Wiesbaden, das in den vergangenen Wochen mehrere hundert Abstriche von Verdachtsfällen für das Kreis-Gesundheitsamt in Bad Schwalbach analysierte, seine Tätigkeit vorläufig eingestellt hat. Ein weiteres Labor informierte das Gesundheitsamt darüber, dass es – wegen der erhöhten Nachfrage – drei bis vier Tage benötige, um die Ergebnisse vorlegen zu können. Am Montag erreichte das Kreis-Gesundheitsamt eine neue Hiobsbotschaft: Wegen der steigenden Zahl der Abstriche in der Arztpraxis steht diese Medizinerin mindestens bis September nicht mehr zur Verfügung. Diese Situation in den Testlaboren und Praxen bereiten Monika Merkert und Dr. Herbert Koch immer größere Kopfschmerzen.
Mit Sorge beobachten die Mitglieder des Krisenstabes im Rheingau-Taunus-Kreis diese Situation im Landkreis. Monika Merkert: „Vor diesem Hintergrund stellt sich der Krisenstab des Kreises die Frage, ob die bestehenden Abstrichstellen und die Zahl der auswertenden Labore sowie die Corona-Schwerpunktpraxen für die akut stark zunehmende Zahl von Testpersonen (beispielsweise verpflichtende Tests für Reiserückkehrer aus den Risikogebieten, die freiwilligen Tests für Lehrpersonal, für Erzieherinnen und Erzieher, Personal von Pflegeeinrichtungen und von Tagespflegepersonen), bei gleichzeitig ansteigendem Infektionsgeschehen als ausreichend angesehen wird.“
Deshalb richtet Monika Merkert die Frage an die KV Hessen, ob aktuell eine erweiterte Struktur geplant ist?
Dr. Koch: „Der Krisenstab benötigt dringend Antworten, wo es im Kreisgebiet weitere Möglichkeiten zum Testen gibt.“ Zumal bestehende Abstrichstellen – wie jene in einem Krankenhaus in Wiesbaden – laut Berichten in einer Wiesbadener Tageszeitung überlaufen sind und sich dort an bestimmten Tagen lange Warteschlangen bilden.
Sorglosigkeit nimmt zu
Gleichzeitig appellieren Koch und Merkert erneut an die Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis: „Halten Sie bitte den Abstand ein. Beachten Sie die Hygieneregeln und tragen Sie bitte einen Mund-Nasen-Schutz; auch wenn es schwerfällt.“ Das Tragen der Masken gilt weiterhin; auch und gerade für das Personal von Gaststätten und Straußwirtschaften. „Die Sorglosigkeit nimmt immer weiter zu. Doch gerade der Corona-Ausbruch nach einer Feier im Wiesbadener Lokal Villa im Tal sollte jedem Einzelnen zu denken geben haben“, betont die Gesundheitsdezernentin. Das Corona-Virus kann rasch und an jedem Ort wieder zuschlagen. Auch die Vorgabe gilt weiterhin, dass Gäste in Restaurants ihre Daten aufschreiben müssen. „Das ist keine Gängelung von Menschen, sondern dient dazu, eine Nachverfolgung von Kontaktpersonen – im Notfall – schnell durchführen zu können. Es hilft also uns allen und dient unser aller Schutz“, erklären die Mitglieder des Krisenstabes.
Der Krisenstab wird dieser Art der Unbekümmertheit deshalb nicht mehr lange tatenlos zusehen können. Maßnahmen, wie sie in Offenbach ergriffen wurden, drohen dann auch im Rheingau-Taunus-Kreis. „Der Appell geht deshalb erneut an die Adresse der Sorglosen“, so Dr. Herbert Koch und weiter: „Wir haben die Corona-Pandemie noch lange nicht überwunden.“